Seite:Oberamt Wangen 192.jpg

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welcher über 100 Arbeiter und Arbeiterinnen, und 30–40 alte und gebrechliche Personen verschiedentlich beschäftigt werden. Spinnen und Weben geschieht mittelst Maschinen nach der neuesten und vervollkommneten Struktur, die vor nicht langer Zeit erst aus den Niederlanden bezogen worden. Die erzeugten Sarsenets werden größtentheils gefärbt oder gebleicht versendet. Das Färben besorgen die hiesigen Färbermeister, das Bleichen aber geschieht in der dem Kaufmann Springer gehörigen chemischen Bleichanstalt. Derselbe besitzt auch eine eigene Appretur, welche in neuerer Zeit eine weitere Verbesserung zum Appretiren von Moll, Jaconnet u. s. w. erhalten hat. Der Absatz geht in die Vereinslande und in die Schweiz. Ein zweite Sarsenetfabrik und mechanische Baumwollenweberei, von Wocher und Kieser, früher in Neutrauchburg etablirt, ist neuerdings hieher verlegt worden; aus Mangel einer angemessenen Wasserkraft aber sahen sich die Besitzer genöthigt, ihre Maschinen und Webstühle in Schüttentobel, k. bayer. L.-G. Weiler, aufzustellen.

Die Nadelfabrik von David Rödel liefert Steck-, Strick-und Haarnadeln, alle möglichen Arten von Drathstiften, Drathgittern, Haften, Wandschrauben und dergl. Der Absatz geht nach Bayern und in die Schweiz.

Die Leinwandfabrikation ist eines der ältesten und war in früheren Zeiten ein sehr bedeutendes Gewerbe der Stadt Isny. Schon der im Jahr 1290 zwischen dem Kloster und der Stadt geschlossene Vertrag „von wegen des Fischwassers, Leinwattschlagens, Dorckhelns, Druckhens, Walkens, Blaichens“ deutet auf frühen Betrieb der Leinwandweberei. Im Jahr 1598, wo der unten zu erwähnende Webertumult ausbrach, soll die Zahl der Webermeister ohne die Knappen sich auf 300 belaufen haben. Ohne Zweifel war es auch die Blüthe dieser Industrie, was im Jahr 1599 den Herzog Friedrich von Württemberg, diesen berühmten Freund der Weberzunft, bestimmte, einen Besuch in Isny zu machen. In den guten Zeiten, wo der Handel in Italien lebhaft ging, soll die Leinwandfabrikation der Stadt gegen 150.000 fl. eingetragen haben. Nachdem sie tief herabgesunken war, fing sie in neuern Zeiten, hauptsächlich durch die Bemühungen der verdienstvollen Bürger Schlegel und Springer, wieder an sich, zu heben. Ihre Leinwandhandlungen beschäftigen mehrere Weber in der Stadt und der Umgegend. Die Zahl derer in der Stadt belief sich 1835 auf 27 mit 7 Knappen.

Die Gewerbeliste der Stadt ist nach der Aufnahme vom Jahr 1835 folgende: Barbierer 2, Blättersetzer 2, Beindreher 2, Bortenwirker 4, Brodbäcker 20, Buchbinder 1, Bürstenbinder 1,


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)