Seite:Oberamt Wangen 199.jpg

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überließ und durch andere Besitzungen, Mühlen, Fischwasser u. s. w. entschädigt wurde. Auf diese Weise entstand die Stadt Isny, die wahrscheinlich von diesem Grafen ummauert und mit wichtigen städtischen Privilegien begabt wurde. So erließ er ihr den Zoll, den er bisher erhoben hatte, so daß das Städtchen, durch seine Lage begünstigt, sich schnell zu einiger Bedeutung gehoben zu haben scheint. Auch das Kloster machte in jener Zeit glückliche Fortschritte, indem der obengenannte Abt Marquard (1166–1194) eifrig darauf bedacht war, die Güter, Rechte und Freiheiten seiner Abtei zu vermehren. Marquard war einer der ausgezeichnetsten Äbte dieses Klosters und ein ritterlicher wehrhafter Herr, der einmal wegen eines streitigen Walddistriktes einen Krieg mit dem Abt von Kempten führte und ihn aus seinem Kloster verjagte, das er besetzt hielt, bis er den inzwischen gesammelten stärkern Streitkräften des Feindes weichen mußte.[1] Im Jahr 1219[2] finden wir die erste Streitigkeit des Klosters mit der aufblühenden Stadt, den Amman und Rath der Stadt mit Abt und Konvent verglich.[3] Im J. 1242 erscheint, wie oben bemerkt, sogar schon ein Rector puerorum. Doch behielten die Grafen von Vöringen als Herren von Trauchburg das Recht, den Amman zu setzen, das Recht der Tafern, den Steuerbezug; auch hatten sie in der Stadt eine eigene feste Wohnung, die Burg genannt. Die erste große Calamität kam über Stadt und Kloster im Jahr 1284. Eine große Feuersbrunst, deren Entstehungsart unbekannt geblieben, verzehrte das ganze Kloster, die Nikolauskapelle und die gesammte Stadt. Unvermögend aus eignen Mitteln das Kloster wieder herzustellen, nahm der Konvent seine Zuflucht zu Bitten um Unterstützung. Diese floß auch so reichlich zu, daß man schon im Jahr 1288 das neu erbaute Kloster beziehen und die Kirche einweihen konnte. Die Nikolaus-Pfarrkirche für die Stadt, welche an die Stelle der ehemaligen Kapelle trat, scheint schon im Jahr 1286 vollendet gewesen zu seyn. Auch die Stadt erstand schnell wieder aus ihrem Schutt. Denn schon ins Jahr 1290 fällt jener oben erwähnte Vertrag, aus welchem wir einen vortheilhaften Schluß auf ihren Gewerbsbetrieb machen mußten. Im Jahr 1306 kam die Stadt und die Vogtei nebst Vogtrecht über das Kloster (Oppidum Ysinni, advocatiam Monasterii et advocatiam extra oppidum Ysinni) mit dem Verkauf der Grafschaft Trauchburg an Johann, Truchseß, und somit eigenthümlich an das


  1. Die mehrjährigen Zwistigkeiten mit dem Stift Kempten wurden erst durch den Leutkircher Vertrag vom Jahr 1239 beigelegt.
  2. WS-Anmerkung: handschriftlich geändert auf 1290
  3. Der Tädingsbrief ist abgedruckt in Jägers's Jurist. Magaz. für die Reichsst. III. S. 214. Diese Urkunde soll nach Schmidt Phis. S. 17, die bis jetzt entdeckte älteste ursprünglich deutsche seyn, gegen deren Ächtheit kein Zweifel erregt worden.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)