Seite:Oberamt Wangen 204.jpg

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ein Ende; Vogt von Holzleute, Meßner von Bolsternang und andere Rebellenhäupter, welche in seine Hände fielen, wurden zu Durach bei Kempten mit dem Schwert gerichtet. Der Abt wollte jetzt die Pfarrkirche zu St. Nikolai mit einem würdigen Priester besetzen, allein die Bürgerschaft, und die beiden Kapläne nahmen ihn nicht an, sondern erklärten ihren förmlichen Austritt aus der römisch-katholischen Kirche. Isnysche Rathsdeputirte erschienen 1529 als Protestanten bei dem Reichstag in Speyer, und unterschrieben 1536 den Schmalkalder Bundesvertrag. Der erste evangelische Prediger, den Magistrat und Bürgerschaft wählten, war M. Konrad Frick († 1549). Neben ihm stand einige Jahre Paul Fagius als Rektor und Prediger. Dieser berühmte Gelehrte (eig. Büchlein, geb. zu Rheinzabern 1504) legte hier eine hebräische Druckerei an, von welcher noch Werke in der alten Nikolaikirchenbibliothek vorhanden sind. Doch schon nach fünf Jahren (1543) verließ er Isny, um einem Rufe als Professor der hebräischen Sprache in Straßburg zu folgen, von wo er einige Jahre später nach England in gleicher Eigenschaft ging. Er starb 1549. Ein eifriger Beförderer der Bemühungen des Fagius und überhaupt der evangelischen Sache war der Rathsherr Peter Bufler, der auf seine Kosten junge unbemittelte Studirende der Theologie aus Isny und anderen benachbarten evangelischen Städten unterstützte.[1]

So rühmlich die Haltung der Isnyschen Bürger im Bauernkrieg und so zeitgemäß ihr Bestreben war, den religiösen Interessen zu genügen, so verwerflich war der intolerante, rohe Eifer, mit welchem sie dem Kloster und dessen katholischen Unterthanen ihren lutherischen Kultus aufdringen wollten. Sie verfuhren hier mit wahrem Vandalismus, zerstörten den Bilderschmuck der Klosterkirche, und nöthigten den Prälaten, die Kirche zu schließen (1534). Der Erbkastenvogt des Klosters, Truchseß Wilhelm, ein sanfter Mann, begnügte sich, das Kammergericht in Speyer anzurufen, dessen Restitutionsmandat ohne Wirkung blieb. Truchseß Wilhelm bot dem Konvent ein leeres Kloster in Mengen zu seiner Zuflucht


  1. Der Nachfolger des Fagius war Dr. Johann Marbach aus Lindau. Er wurde von Wittenberg hieher zum Pfarrer berufen und zwar von Luther selbst ordinirt und denominirt. Bezeichnend für Luthers Eifersucht gegen die Schweizer Reformatoren sind dessen Worte, als Marbach von ihm Abschied nahm: „Lieber Herr Doctor, weil Ihr aus dem Oberland bürtig, do in der Schweiz und etlichen Orten des Zwengels Opinion, so thut Ihr desto mehr Fleiß, damit solchem Irrthum gesteuert werde.“ Auch hat Luther selbst hierhier in dieser Angelegenheit geschrieben. Im Jahr 1545 folgte Marbach seinem Vorgänger Fagius nach Straßburg.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)