Seite:Oberamt Wangen 236.jpg

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westlich von Wangen. Die Lage des Weilers auf einem ziemlich hohen und steilen Berge über den Krümmungen des Argenthals mit seinem weithin sichtbaren Kirchthurm hat etwas Romantisches. Die Pfarrkirche zur beatissima virgo Maria ist ein ansehnliches Gebäude, und im Jahr 1386 als Wallfahrtskirche eingeweiht worden; der Chor ist aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Als ihr Stifter wird ein Ritter von Hacken, ein Lehenmann der Grafen von Montfort-Werdenberg, genannt, dessen Namen und Wappen auf einem Grabstein in der Kirche zu sehen ist. Der Stifter und die Andacht anderer Reichen und Edeln begabten die Kirche freigebig mit Gütern, Gülten und Zehnten, so daß Pfärrich lange Zeit einer der ansehnlichsten und besuchtesten Wallfahrtsorte der Umgegend war. Zwei Geistliche, unter dem Namen Ober- und Unterbeichtiger, besorgten den Kultus und bezogen den Ertrag der Stiftungen. Das Patronatrecht und die Kirchenvogtei besaßen als Lehen der Grafen von Montfort-Werdenberg die Pfanner von Wangen von 1437–1457, von 1457–1669 die Humpiß von Schomburg und Pfaffenweiler; von da zogen die Grafen von Montfort-Tettnang das Lehen an sich, welches nach dem Aussterben derselben dem Fürsten von Fürstenberg als Inhaber von Heiligenberg zufiel; gegenwärtig noch besitzt der Fürst das Patronat alternirend mit der Krone. Im dreißigjährigen Kriege litt die Kirche sehr und verarmte, weßwegen 1645 alle Zehnten und Gefälle der Pfründen mit der Kirchenpflege vereinigt, und bis zum Jahr 1746 die Stelle des zweiten Beichtigers unbesetzt gelassen wurde. Im Jahr 1808 wurde die Wallfahrtskirche zur Pfarrkirche erhoben, aus der Stelle des Oberbeichtigers eine Pfarrstelle, aus der des Unterbeichtigers eine Kaplanei creirt. Der Pfarrei wurden 27 hauptsächlich Amtzell’sche Filialien zugetheilt, und die Schule, die sich früher in Tobel befand, nach Pfärrich verlegt. Die Besoldung der Kirchenstellen, die Kultkosten und die Baulast ruhten auf dem Kirchenfonds, der 14.700 fl. Kapitalien, 700 fl. Gefälle und 10 Morgen Waldungen besitzt. Die zur Kirche gehörig gewesenen Widdumgüter wurden 1817 allodificirt.

  • 2) Aigen, Hof mit 3 Einw. – 3) Altböse, Hof mit 7 Einw., ehemals zur Herrschaft Amtzell und Schattbuch gehörig. – 4) Amberg, Hof mit 7 Einw.
  • 5) Amtzell, katholischer Pfarrweiler mit 82 Einw., darunter 2 evang., 2 Stunden westlich von Wangen an der Straße nach Ravensburg, in einer kleinen Erweiterung des Eggenbachthales, die bedeutendste unter den Parzellen der Gemeinde. Die Pfarrkirche zum heil. Johannes Evangelista ist ansehnlich und wohlgebaut. Die Baulast hat der Kirchenfonds, der 12.300 fl. Kapital

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)