Seite:Oberamt Wangen 237.jpg

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und 890 fl. an Grundgefällen, Zehnten und Zinsen besitzt. Eine kleine Kapelle ohne öffentlichen Gottesdienst befindet sich auf einer Anhöhe, dem sogenannten Zellerberg. Eine Kaplanei, die St. Annapfründe, wurde im Jahr 1506 von dem Pfarrer in Amtzell, Nikolaus Herberger, gestiftet. Der Pfarrsprengel verlor im Jahr 1808 64 Filialien, die der Pfarrei Karsee und den neu gebildeten Pfarreien Vogt und Pfärrich zugetheilt worden sind. Patron der Pfarrei und Kaplanei ist seit 1838 (s. unten) der Staat. Amtzell ist der Sitz eines Revierförsters. – Amtzell gehörte zu den Montfort’schen Besitzungen und wurde 1302 von Hugo von Montfort an das Kloster Weingarten geschenkt. Darauf änderte sich der Besitz vielfältig, ohne daß wir diese Wechsel einzeln genau anzugeben wüßten. Schon 1344 wurde es von dem Kloster veräußert. 1360 verkaufen die Gebrüder Werner, Gerlach, Wilhelm und Hans von Rosenharz genannt von Sigmarshofen Widdum und Kirchensatz zu Amtzell an das Kloster Weißenau um 120 Pfund Pfenning. Später erscheinen im Besitze des Ortes Junker Heinrich Sirg von Sirgenstein zu Raitnau und Hildebrand Sirg von Sirgenstein zu Amtzell. 1511 vergleicht sich die Landvogtei mit Heinrich und 1523 mit Hans von Sirgenstein wegen der niedergerichtlichen Obrigkeit dahin, daß diese zu 1/3 der Landvogtei zugehören, auch der Ort Amtzell in specie mit der Folgerungspflicht unter landvogteilichem Schutz und Schirm stehen soll. Von den Sirgen, von welchen noch ein Joachim († 1588) in der Pfarrkirche begraben liegt, kam Amtzell als eine eigene Herrschaft an die Humpiß von Waldrams und Pfaffenweiler, die bis um das Jahr 1672 in deren Besitz waren. Bald darauf aber findet man die Altmannshausen als Herren von Amtzell, deren einer 1690, laut einer Grabschrift in der Kirche, mit Tod abging. Später kam die Herrschaft unter die Administration des Ritterkantons Hegau und wurde 1749 nach einem Beschlusse der Reichsritterschaft in Schwaben an den fürstl. Kempten’schen Oberhofmarschall Karl Joseph von Reichlin-Meldegg verkauft, bei dessen Familie sie verblieb, bis sie 1823 durch Kauf an den Kaufmann Möhrlin in Ravensburg überging. Diese reichsritterschaftliche Besitzung, welche den 30. Okt. 1806 unter königl. württemb. Souveränität kam, wurde damals zu 140 Seelen mit 806 fl. reinen Revenüen angegeben;[1] sie bestand aus dem Schloß Amtzell mit Nebengebäuden, den Weilern Amtzell und Schattbuch und den Höfen Hössel, Buchreute, Hütten, Alt- und


  1. Im Jahr 1806 stritten sich Bayern und Württemberg gegenseitig um den Besitz; bald hatten bayerische bald württembergische Truppen den Ort inne, und schlugen um die Wette die Wappen ihrer Souveräne an. Der Staatsvertrag vom 13. Oktober machte dem Streit ein Ende.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)