Seite:Oberamt Wangen 244.jpg

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Biberach) wieder an das Kl. Ochsenhausen um 25.000 fl. Der letzte männliche Sprosse dieses Hauses, Frhr. Franz Konrad von Ratzenried, erwarb noch im Jahr 1810 mehrere Güter, Gefälle und Rechte in den jetzigen Oberämtern Ravensburg und Leutkirch von Nassau-Oranien durch Kauf,[1] überließ aber 1811 sämmtliche Besitzungen verkaufsweise seinem Vetter, dem Grafen Paul Joseph von Beroldingen, und starb den 3. Jan. 1813. Der gegenwärtige Besitzer ist Graf Paul Ignatius von Beroldingen, k. Kammerherr, dritter Sohn des verstorbenen Grafen Paul Joseph. Die Herrschaft Ratzenried war zum Ritterkanton Hegau-Bodensee kollektabel, und hatte hohe und niedere Jurisdiktion. Im Jahr 1806 kam sie unter k. bayerische, 1810 unter k. württemb. Souveränität. Noch jetzt ist sie mit allen ihren Rechten, Kirchensatz, Vogtrecht etc. Mannlehen. Zu dem Schloßgut gehören: Garten 1 M., Äcker 1104/8 M., Wiesen 1032/8 M., Waldungen 949 M., Weiher 98 M., der jährliche Reinertrag berechnet sich auf ungefähr 3000 fl.

  • 1) Ratzenried, kath. Pfarrdorf mit 155 Einw. (darunter 1 Evang.), nebst a) Bendel, Hof mit 6 Einw., b) Fischer, Hof mit 13 Einw., c) Fricks, Hof mit 7 Einw., d) Ihrles, Hof mit 17 Einw., e) Meister, Haus mit 8 Einw.

Das Pfarrdorf liegt hoch über dem Argenthal an dem Vereinigungspunkt mehrerer Vicinalstraßen, 13/4 Stunde nordöstlich von Wangen. Hier befindet sich das gutsherrliche, vom Grafen von Beroldingen bewohnte Schloß, ein eben nicht ausgezeichnetes Gebäude aus dem sechszehnten Jahrhundert mit einigen Gartenanlagen und Ökonomiegebäuden. Schloß und Dorf hießen bis gegen die Mitte des siebzehnten Jahrh. Wetzelried; erst nach der Zerstörung der alten Veste Ratzenried (s. unten Nr. 16) wurde dieser Name hieher übergetragen. Auch nannte man das Schloß im Gegensatz gegen das alte Hauptschloß das untere Haus. Der Graf von Beroldingen hat hier ein Rentamt. – Die Pfarrkirche zum h. Georg liegt wie das Schloß auf einer kleinen Anhöhe, sie ist aus dem Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. Erst in der neuesten Zeit hat sie einen sehenswürdigen Schmuck an einem neuen Hochaltar mit einem schönen Gemälde von Lochbihler aus Kempten, Jesus am Kreuze vorstellend, erhalten. Erwähnung verdient auch der alte gothische Taufstein vom J. 1420. An der Kirche stehen ein Pfarrer und ein Kaplan. Die Kaplanei ist 1468 von Joseph von Humpiß gestiftet und auf Lehengüter, die jetzt im Bayerischen liegen, fundirt worden. Die Pfarrei hat ein Widdumgut. Patron beider Kirchenstellen ist der Gutsherr, der ein Vogtrecht von der Pfarrei von 20 Scheffel Haber bezieht. Der


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)