Seite:Oberamt Wangen 263.jpg

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Von dem alten Geschlechte der Kißlegg finden wir in den Ephemeriden des Klosters St. Gallen (Goldast. I. p. 91), die gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts geschrieben sind, die Namen: Guntram de Kisilecke, Burkardus de Chisilecke und Bertoldus de Kisiliegge de Immenrieth ultra lacum. Diese drei lebten zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, da unter den Helfern des Abts Ulrich von St. Gallen in der Fehde mit Bischof Werner von Konstanz, Guntram, Bertold, Burkard und Walter, die Edelknechte von Kißlegg genannt werden. Der genannte Bertold ist ohne Zweifel derselbe, der 1239 einen Vertrag zwischen dem Stift Kempten und dem Kloster Isny mit unterschrieb als Bertoldus de Kisslegg. (S. württ. Jahrb. 1834. S. 225.) Diese alte Familie scheint die Burghut von Kißlegg als St. Gallisches Lehen innegehabt zu haben, und Ildef. von Arx. (I. S. 369) führt unter den schwäbischen Besitzungen dieses Klosters Kißlegg noch um das Jahr 1260 auf. Auf Sallmannsweiler Urkunden erscheinen 1269 und 1274 ein Burkard und ein Bertold von Kißlegg. Bertold de Chiseleck unterschreibt als kaiserlicher Landrichter einen Spruchbrief des Grafen Hugo von Werdenberg. Auch einen Bruno von Kißlegg, der sich auch Schenk von Diesenhofen schrieb, findet man 1275, so wie 1284 einen Dietrich und Rupert. Im Jahr 1280 kauften die Brüder Ulrich und Marquard von Schellenberg dem Burkard von Kißlegg Wasserburg am Bodensee um 500 Mark Silber ab. Um diese Zeit scheinen die Kißlegg ihre Herrschaft schon nicht mehr als St. Gallisches Lehen, sondern als freies Eigenthum besessen zu haben. Denn dieser Burkard, der letzte männliche Sprosse des Hauses, verheirathete seine einzige Tochter an den Sohn Marquards von Schellenberg; sie war die Universalerbin der Kißleggschen Güter, als Burkard ums Jahr 1300 starb, und so kam die Herrschaft an das Haus Schellenberg.[1] Diese Familie stammte aus dem alten Geschlecht der Scalamont im Feldkirch’schen, erwarb aber besonders durch den genannten Marquard, der von K. Rudolph sehr begünstigt wurde und in Diensten des kaiserl. Landvogts Grafen Hugo von Werdenberg stand, in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts bedeutende Güter in Oberschwaben. Zwar hatte St. Gallen noch einzelne Zehnten und Gefälle in der Herrschaft Kißlegg; so belehnte dasselbe noch 1419 die Herren von Schellenberg mit mehreren Gütern zu und um Zell, und noch im Jahr 1475 hatte der zum Spital gestiftete Hof nach St. Gallen einen Hellerzins zu bezahlen, allein später verloren sich auch


  1. K. Karl V. verlieh 1545 den Herrn von Schellenberg das Wappen der ausgestorbenen Kißlegge, ein schwarzes Panterthier mit Ochsenhörnern in einem goldenen Schild; sie vereinigten es mit ihrem eigenen Wappen, einem Schild mit vier abwechselnden schwarzen und goldenen Querstreifen.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)