Seite:Oberamt Wangen 265.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Truchsessen und Grafen zu Friedberg und Trauchburg, und deren Descendenz zu Erben ihrer Besitzungen und besonders ihres Antheils an Kißlegg ein, worauf sie 1669 starb und in der Pfarrkirche in Kißlegg begraben wurde. Sie ist die Stifterin der Loretto-Kapelle. Nach dem 1772 erfolgten Aussterben der Waldburg-Trauchburgschen Linie nahm Graf Fr. Anton Besitz von diesem Antheil an Kißlegg (12. Juli 1772), wogegen die Agnaten nicht nur protestirten, sondern auch ihrerseits mit bewaffneter Hand sich in Besitz setzten (18. Juli). Der hierüber bei dem Reichshofrath geführte Prozeß wurde durch Vergleich im Jahr 1779 beigelegt, nach welchem diese halbe Herrschaft dem Grafen von Waldburg-Wurzach zuerkannt, Zeil aber wegen seiner Ansprüche mit 60.000 fl. entschädigt wurde.

Auch die andere Hälfte der Herrschaft kam von Schellenberg an das Waldburgsche Haus. Der letzte Schellenberg war Freiherr Franz Christoph, dessen Tochter Maria Anna sich 1702 mit Ferdinand Ludwig Grafen zu Waldburg-Wolfegg vermählte.[1] So kam nach dem Tod des Freiherrn Fr. Christoph den 6. Mai 1708 der Schellenbergsche Antheil an Wolfegg, und als 1791 die männliche Wolfeggsche Linie ausstarb, an Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Im Jahr 1806 aber kamen beide Theile der Herrschaft Kißlegg mit den beiden fürstlichen Häusern Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Wurzach unter k. württemb. Oberhoheit, nachdem zuvor Bayern


  1. Die Gräfin Maria Anna, eine wegen ihrer Mildthätigkeit sehr verehrte Frau, starb den 13. Aug. 1754 und mit ihr erlosch das Schellenbergsche Geschlecht. Es liegt nicht in der der Bestimmung dieser Schrift, die Geschichte des Geschlechtes der Schellenberge weiter zu verfolgen; doch darf hier nicht unterlassen werden, das Andenken eines zu seiner Zeit berühmten Kriegshelden zu erneuern, des Ritters Ulrich von Schellenberg, der, geboren und gestorben zu Kißlegg (1487 und 1558), ganz unserem Bezirk angehört, so entfernt auch der Schauplatz seines glänzenden Wirkens war. Hans Ulrich von Schellenberg studirte in Pavia und Bologna die Rechte und erwarb sich den Grad eines Juris utriusque Doctor. Bald jedoch mehr von dem ritterlichen Waffenhandwerk angezogen, wohnte er allen Feldzügen des Kaisers Maximilian I. in Italien bei und wurde von diesem zum Obristen ernannt, auch unter seine Hof- und Kriegsräthe aufgenommen. Mehr als einmal war er der Führer der tapfern Eidgenossischen Schaaren, welche für den Kaiser um das Herzogthum Mailand kämpften, und hatte wesentlichen Antheil an den ehrenvollen Waffenthaten derselben gegen die französischen Heerführer Trivulzi und Latremouille (1512–1515), so daß der K. Maximilian, der ihn gleich beim Beginn seiner kriegerischen Laufbahn zum Ritter geschlagen hatte, ihm durch seinen Feldherrn Raimond von Cardona diese Ehre zum zweitenmal widerfahren ließ. Noch unter Kaiser Karl V. führte er die Schweizer nach Italien und trug zur Wiedereroberung von Mailand (1529) das Seinige redlich bei. Schellenberg wurde von seinen Zeitgenossen als ein Mann von imposanter Persönlichkeit, als ein biederer und jovialer Ritter gerühmt. Vgl. Schrenck von Notzingen Descriptt. Imperatt. etc. Innsbruck 1601.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)