Seite:Oberamt Welzheim 022.jpg

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dem Waldenstein, am Ausgang der Wieslaufklinge, seine obere Grenze. Im Remsthal hört er mit Waldhausen auf. Das Leinthal und obere Wieslaufthal sind im Durchschnitt kühl und feucht, und letzteres sendet besonders gegen Abend selbst im hohen Sommer dem Reisenden nicht selten einen kalten Hauch entgegen.

Die Hochfläche selbst, von keinem Gebirge überragt und daher von allen Seiten den Winden preisgegeben, besitzt ein im Norden feuchtes und rauheres Klima, als ihre Erhebung im Vergleich mit andern Theilen des Landes, z. B. des Schwarzwaldes, der Alpvorterrasse u. s. w. erwarten läßt. Zwar ist im Winter die Kälte nicht selten um einige Grade geringer, als in den benachbarten Niederungen, dagegen aber auch die Sommertemperatur bei schnellen Abwechslungen und vielen Nebeln durchschnittlich um mehrere Grade niedriger. Der Winter bringt in der Regel bald, oft schon in der zweiten Hälfte Oktobers, und anhaltend Schnee, so daß der Verkehr mittelst Schlitten dadurch begünstigt einen ungewöhnlichen Aufschwung nimmt. Allein er zieht sich oft lange in die Frühlingsmonate hinaus, so daß Frost und Schneegestöber das Wort Frühling aus dem Munde des Volks fast vertilgt haben, bis endlich die höher stehende Sonne ihr Recht geltend macht und den Sommer bringt. Die Vegetation von Alfdorf eilt übrigens jener von Welzheim um 14 Tage voran, wovon sowohl die geschützte Lage, als die Bodenbeschaffenheit des erstern die Ursache ist. Im Allgemeinen tritt der Winter auf dem Walde Ende Oktobers, der Frühling Ende Aprils ein; im Thale aber ist der Winter 14 Tage später und der Frühling um ebenso viel früher. Doch kommt auch hier der Winter um 8–10 Tage bälder, als im Neckarthal. Dieses Verhältniß hat auch bei Zeitigung der Früchte statt. Die Spätfröste schaden häufig im Thale. S. auch Lorch.

Die Mitteltemperatur des Jahres 1839 und 1841 betrug nach den Beobachtungen des Herrn Oberamtsarztes Dr. Krauß:[1]


  1. Jahresbericht über die Witterungsverhältnisse in Württemberg 1839 und 1841 von Prof. Dr. Plieninger, S. 15 u. f. f.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)