Seite:Oberamt Welzheim 075.jpg

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Der welzheimer Wald ist mit dem limpurger Oberlande die Heimath des leinthaler Viehschlags, mit röthlich-gelber und falber Farbe (sog. Hellwochten), wodurch sich derselbe von dem benachbarten limpurger Schlag, mit braungelber Farbe (sog. Dunkelwochten), unterscheidet.[1] Auch der letztere Schlag findet sich auf dem Walde viel verbreitet, wie denn überhaupt, mit Ausnahme der Farbe, beide Schläge in ihrer Form sowohl, als in ihren Eigenschaften, sich sehr nahe stehen. Der Ausdruck „Wochten“ gilt jedoch nur für das durchaus einfärbige, mit keinerlei Abzeichen versehene, Vieh. Wie der limpurger, so zeichnet sich auch der leinthaler Schlag durch mittlere Größe, gedrängten Bau, volle, runde breite Formen, einen schön gebildeten Kopf mit ziemlich breiter Stirne, vorstehende Augenknochen mit auffallend sanftmüthigem Auge, durch gutgestelltes Gehörn, schön geformte dauerhafte Klauen und feine Haut aus. Diese günstigen Formen treten jedoch nicht so sehr auf dem Walde, wo die Haltung des Viehes auf der Weide ihre Ausbildung weniger begünstigt, als auf dem limpurger Oberlande und im Remsthale in der Richtung von Lorch nach Aalen hervor. Die Ochsen erreichen eine ansehnliche Größe, sind sehr geschickt zur Arbeit und haben eine besonders „geschlachte“ Beschaffenheit, daher sie sich vorzugsweise zur Mastung eignen. Die Kühe liefern, bei großer Genügsamkeit hinsichtlich der Ernährung, verhältnißmäßig viel und gute Milch; die Kälber, anfangs sehr klein, entwickeln sich rasch. Außer den gedachten Schlägen trifft man im Thale häufig Kreuzungen des schweizer und Schecken-Viehes, auch den Allgäuerschlag. Die Haltung von Zuchtvieh ist verhältnißmäßig sehr gering, indem sich die Bauern gewöhnlich darauf beschränken, nur das für ihren eigenen Zug erforderliche Vieh nachzuziehen, während sie dafür die älteren Thiere absetzen. Einige Thalorte, wo ziemlich viel Kühe als Melk- und Zucht-Vieh gehalten werden, machen jedoch eine Ausnahme.


  1. Herr v. Weckherlin in s. Rindviehzucht Württembergs S. 20 unterscheidet in dieser Beziehung nicht.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)