Seite:Oberamt Welzheim 121.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Welzheim liegt auf der oben S. 6 u. f. erwähnten waldigen, von der Lein durchflossenen, Hochfläche, in einer leichten, muldenförmigen Vertiefung, von Obstbäumen umgeben. Das Klima ist rauh, aber gesund. Das Aussehen und die Beschaffenheit des Ortes erinnert weit eher an ein wohlhabendes Dorf, als an eine Stadt. Jedoch wurden neuerdings die Straßen geräumt, namentlich die der Stadt gefährlichen Holzvorräthe vor den Häusern in Holzgärten außerhalb der Stadt gebracht. Auch sind neuerlich die Häuserverblendungen weniger selten. Die den Ort von Süden nach Norden durchschneidende Hauptstraße führt von Schorndorf, Lorch und Gmünd her nach Gaildorf. Diese sowie die übrigen Straßen haben ein schlechtes Pflaster. Der Marktplatz liegt um die Kirche her. Stadtmauern und Thore sind schon längst abgebrochen. Die Zahl sämmtlicher Gebäude der ganzen Gemeinde ist 476, worunter 161 Nebengebäude.

Die Kirche zum heiligen Gallus hat eine schöne und beinahe ganz freie Lage auf einem sich etwas erhebenden Grunde. Sie war einst mit einem Graben, einer hohen Mauer und Linden umgeben, wovon an der südwestlichen Seite noch vier alte große Exemplare stehen. Das Alter der Kirche ist unbekannt. Sie hatte viele Ausbesserungen zu bestehen. Namentlich wurde sie unter Abt Georg von Lorch erneuert, worauf am 7. Oktober 1499 der bischöfliche Generalvicar dieselbe, sowie den Hochaltar zum heil. Gallus, sodann den Altar gegen Norden zur heil. Maria, den in der Mitte zum heil. Kreuz und den gegen Mittag zum heil. Nicolaus und Sebastian feierlich einweihte. Am Mittwoch vor Pfingsten 1576 stellte die Gemeinde vor, sie habe an der Pfarrkirche „ein schweren Baw nothdürftiglich angefangen und vollbracht, ain vffziehend Brucken vnd anderes gemacht, damit wir Alle ain Zuflucht in die Kirchen, dem Heiligen vnd vns das vnser versorgt seyen“; worauf sie zehn Gulden Baubeitrag erhielt. Diese Herstellung scheint durch den Brand vom Jahr 1556 nöthig geworden zu seyn. Jener des Jahres 1726 äscherte die Kirche ganz ein, worauf

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)