Seite:Oberamt Welzheim 173.jpg

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Bau der Äcker ist nicht zelglich, sondern sie bleiben 4–5 Jahre ungebaut. Frucht wird nicht so viel gewonnen, als für die Haushaltungen nöthig ist. Dinkel und Roggen, die man zu Brod verwendet, werden erst in neueren Zeiten gebaut, gedeihen aber gut. Auch der Haber gedeiht. Die Kartoffeln wachsen sehr reichlich und schmackhaft, sind aber auch das hauptsächlichste Nahrungsmittel. Äußerst nachtheilig auf den Fruchtbau wirkt der bis ins Frühjahr auf den Feldern und am Waldsaum liegen bleibende Schnee, welcher 2–3 Wochen länger anhält, als im Murrthale. Unter dem Mangel an Futter und Streu leidet auch noch der Viehstand. Das Vieh wird vom Frühling bis Anbruch des Winters ausgetrieben; jedoch fangen jetzt einzelne Wohlhabendere allmälig die Stallfütterung an und kaufen das Futter im Murr- und Roth-Thal; denn bei dem größtentheils sandigen und trockenen Boden, der nirgends gewässert werden kann, fehlt es an Wiesen. Klee wird übrigens viel und mit gutem Erfolg gebaut. Ebenso Flachs und Hanf, doch nicht in der Menge und Qualität, wie in den benachbarten welzheimer Orten. Die Obstkultur findet Eingang, zumal in Kirchenkirnberg – wo nun eine Obstbaumschule – beiden Neustetten, Gänshof und Weidenhof. Obst wächst im Durchschnitt viel mehr, als im benachbarten Roththale, weil die Blüthezeit über die ihr drohenden Gefahren hinausfällt; edle Sorten gerathen übrigens nicht. Die Farrenhaltung ist jüngst auf die Gemeinde übergegangen. Die Gewerbe sind ganz unerheblich: 1 Öl-, 6 Säg- und 2 Mahl-Mühlen. – Von Osten nach Nordwesten führt eine gute Straße von Aalen und Gschwend über Kirchenkirnberg nach Murrhardt und Heilbronn. Die südlich von Kaisersbach kommende Straße ist oft nicht fahrbar und die Nachbarschaftswege sind noch schlechter. Außer dem Holzhandel in das Unterland ist nur der Verkehr mit Flachs lebhaft.

Kirchenkirnberg und Unterneustetten gehören zum Forstamt Reichenberg, die übrigen Parcellen zum Forstamt Lorch. Der große Zehenten und die übrigen grundherrlichen Rechte stehen, so

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)