Seite:Oberamt Welzheim 186.jpg

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Die nicht abgeschiedene Seitencapelle zur Linken war dem h. Bartholomäus geweiht und scheint frühe schon abgegangen zu seyn. Hier liegen 7 Grabsteine am Boden, welche schließen lassen, daß die Halle das Erbbegräbniß der von Schechingen gewesen. Die Umschriften zeigen, daß sie gleichfalls aus dem 15. Jahrhundert sind. Abt Schenk von Arberg ist auch »sepultus in collaterati capella que appellatur capella S. Bartholomei.« Die „Tafel“ auf dem vormaligen Altar, von einem Meister von Kirchheim, stifteten 1483 Erenfried und Jerg v. Schechingen und Anna v. Schlatt. – Nun treten wir über eine weitere Stufe in den innern oder eigentlichen Chor. Er ist rein gothischen Styls, doch aus der letzten Periode, etwa aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Zur Rechten ist noch der Sitz des Abtes zu erkennen. „Das Crucifix in dem Kapitel, by dem Stul des Abtes“ machte Meister Jerg von Ulm „pro remedio anime sue vnd siner Husfrawen.“ Hier ruhen, ursprünglich in fünf in Felsen gehauenen Grüften: in der Mitte König Heinrich, K. Conrad III. Sohn und Herzog Friedrich, K. Friedrich I. Sohn; sodann zur rechten Seite: Gertraud, die Gemahlin K. Conrad III., ihr Sohn Herzog Conrad und 5 weitere in der Jugend gestorbene Kinder derselben: Reinbold, Friedrich, Wilhelm, Friedrich d. j. und Beatrix; und auf der linken Seite Irene K. Philipps Gemahlin und ihre Tochter Beatrix, kurz nach ihrer Vermählung mit K. Otto IV. gestorben. Diese hatte die Grabschrift: »Filia formosa, jam cinis, ante rosa.« Endlich liegen hier an den Stufen zu dem äußern Chor: Reginold und Friedrich, K. Philipps Söhne, und Friedrich und Wilhelm, in der Jugend gestorbene Söhne K. Friedrich I. Zu diesen 21 Gliedern des hohenstaufenschen Hauses wird von Einigen auch K. Conrad III. gezählt, während er nach Andern, und namentlich auch nach unserer Handschrift, in Bamberg, wo er gestorben, begraben seyn soll. Nach dieser ließ Abt von Aarberg auch diese 5 Gräber untersuchen,[1] wo Todtenköpfe mit wohlerhaltenen Haaren, nach einem Augenzeugen bei Crusius, von blonder Farbe, aufgefunden wurden.[2] Nach dem handschriftlichen Diarium


  1. Gewöhnlich nimmt man an, daß der mehrerwähnte Abt auch die Gebeine dieser unter dem Monumente beisetzen ließ; mit dieser Annahme scheint uns aber das in der ersten Note auf S. 185 Bemerkte in Widerspruch zu stehen.
  2. Es ist wohl kein Zweifel, daß Irene in Lorch ruht, indem fast alle Geschichtschreiber darin übereinstimmen, daß sie nach ihrem 1208 auf Hohenstaufen erfolgten Tode zur Beisetzung hierher gebracht worden. (Beschr. des O.A. Göppingen, S. 236) Nach einer Nachricht, die wir dem Herrn Decan Fraas in Balingen, früher in Lorch, verdanken, wurde aber der Schutt einer an die Westseite des Kreuzganges angebauten Capelle, deren zugemauerter Eingang noch sichtbar, vor einer Reihe von Jahren weggeschafft und hier, unter den Trümmern eines steinernen Sarges ein Ring von feinem Gold, in byzantinischem Geschmack gearbeitet, gefunden, der 1837 in den Besitz Sr. Majestät, des Königs überging. Es ist um so mehr zu vermuthen, daß dies das Grab Irenens war und der Ring von ihr herrühre, als in einer Rechnung von dem vor etwa 200 Jahren erfolgten Abbruche einer „Capell, wo die Maria gräca lieget“ die Rede ist. Hienach müßten die Überreste Irenens aus übrigens nicht zu ermittelnden Gründen und zu einer uns unbekannten Zeit, vielleicht beim Bau des Chores (s. hiernach), aus dem Chore in jene Capelle verlegt worden seyn. Nach Crusius war ihre Grabschrift:

    Nobilis atque pia hic cineratur Graeca Maria,
    Philippi regis conjux. Hanc atria regis
    Fac intrare pia Semita, virgo Maria.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)