Seite:Oberamt Welzheim 191.jpg

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Schon ist seine Romanze über den von Hohenstaufen nach Lorch wallenden Leichenzug Irenens. Durch seine kleine anakreontischen Gedichte hat er sich einen allgemeinen Ruhm erworben.

Pfarrer Mathäus Hahn entwarf in Lorch 1761 den Plan zu seiner „Himmelsmaschine.“ Bemerkenswerth ist es auch, daß hier bei dem damaligen Pfarrer Moser (in den „Räubern“ als Pastor gleichen Namens geschildert) Friedrich von Schiller seinen ersten regelmäßigen Unterricht erhielt (Hoffmeister, Schillers Leben, I. S. 9): in demselben Orte, wo des Dichters Sohn als Oberförster dermalen seinen Wohnsitz hat.

Ihre Nahrungsquelle finden die Einwohner hauptsächlich in der Landwirthschaft. Die Mehrzahl ist jedoch arm und verschuldet und ihre Zahl im Verhältniß zur Markung um ein Drittel zu groß. Ebendieselben leben in auffallender Abhängigkeit von wenigen Familien. Daher sind Viele zur Gewerbsthätigkeit hingewiesen, die jedoch aus Mangel an Berufsbildung und Einsatzmitteln allermeist ihr Gewerbe nur in geringfügiger Weise betreiben und häufig zur Tagelöhnerarbeit greifen müssen. Durch den nunmehrigen Zug der Holzwägen über die Eselshalde, der zuvor die Steige über Bruck herabkam, durch Umpfarrungen und durch die Verlegung des Oberamtssitzes nach Welzheim, in dessen Folge die reichsten Bauern ihre Hochzeiten, Taufen und Leichen nicht mehr hier feiern und ihre Bedürfnisse kaufen, hat der Ort viel verloren. Der Boden ist rauh und nicht sehr ergiebig. Futterbau ist die Hauptaufgabe. Außerdem ist blos etwas Hopfenbau (oben S. 59) bemerkenswerth. Etwas Weinbau hatte noch 1571 Statt. Bis 1829 hatte der Staat Namens des Klosters die nun auf die Gemeinde übergegangene Last der Faselviehhaltung. Es werden weder gewerbliche, noch landwirthschaftliche Erzeugnisse nach Außen abgesetzt. Die Gewerbeliste von 1842 führt auf:

1 Apotheker, 2 Barbierer, 2 Beindrechsler, 3 Bierbrauer, 12 Bäcker, 1 Buchbinder, 2 Färber, 1 Feldmesser 3 Glaser, 5 Hafner, 3 Hufschmiede mit 2 Gehilfen, 4 Kaufleute mit 1 Gehilfen, 5 Kleinhändler, 5 Kübler, 4 Küfer, 1 Kupferschmied, 8 Mahlmühlen, 9 Maurer, 7 Metzger mit 1 Gehilfen, 4 Nagelschmiede, 1 Pflästerer, 2 Rothgerber, 1 Seifensieder, 3 Seiler, 2 Sattler, 3 Schäfer, 3 Schlosser mit 1 Gehilfen, 12 Schneider mit 1 Gehilfen, 6 Schreiner, 18 Schuhmacher, 1 Siebmacher, 1 Strumpfweber, 3 Wagner mit 1 Gehilfen, 12 Weber, 22 Wirthschaften, 2 Ziegler mit 1 Gehilfen, 6 Zimmerleute, 1 Zinkenisten und 1 Zeugmacher mit 1 Gehilfen.

Die Bereitung des Hirschhorngeistes und des Scheidewassers war früher von Bedeutung, s. oben S. 79.

Der Ort hat das Recht 4 Jahrmärkte zu halten, womit jedesmal

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)