Seite:Oberamt Welzheim 201.jpg

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lag den Grafen daran, daß die Mönche eine gute Haushaltung führten, daher sie denselben frühe schon, meist aus der Mitte ihrer Räthe, besondere Pfleger bestellten, welche bei allen wichtigeren Geschäften des Klosters mitwirken mußten. Herr Cunz von Gundelfingen, der „Pfleger des Gotzhuses zu Lorch“ verkaufte Namens des Letztern 1330 ein Leibgeding. „Walther der Holzwart, Amptmann vnd Pfleger des Gotzhuses zu Lorch“ siegelt 1341. „Herr Jeory von Wellenwart, Ritter, der dez Gotzhus zu Lorch Pfleger ist“ vertrat dieses 1399 vor dem Dorfgerichte zu Lorch[1], und noch 1495 ist „Hans Gaysberger, der Zit vnsers gnedigen Herrn von Lorch Hofmaister.“ Die Ausübung des Schirms war dem Obervogt von Schorndorf aufgetragen. Aber eben dieses Schutzverhältniß ist es auch; welches die Unterwerfung Lorchs vorbereiten mußte; daher kam es denn auch, daß der Abt schon gegen Ende des 15. Jahrh. auf die württembergischen Landtage berufen und mehr und mehr in’s Mitleiden gezogen wurde[2]; ein Verhältniß, das wie allgemein bekannt, nach der Reformation die Äbte, welche vom Herzog nun als seine Diener ernannt wurden, um alle Macht und Unabhängigkeit vollends brachte. Graf Ulrich benützte 1462 sein Vogtrecht dazu, daß er wegen des ärgerlichen Lebens der Mönche eine Reformation des Klosters nach der Observanz des Klosters Melk bei Wien vornahm, wozu er sich des Priors von Blaubeuren, Johannes Schmid, des Superiors von Wiblingen, nachmals Abtes von Lorch, Jodocus und einiger Mönche aus Elchingen bediente.

Sowohl die Äbte als die Mönche waren in früheren Zeiten meist aus dem Adel, z. B. 1301 Ulricus de Wissenstein, frater; 1323: Heinrich von Vellberg, Prior, Rüdiger von Bielrieth, Rüdiger von Adelmannsfelden und Ulrich von Halberingen; 1356: Siefried von Hausen, Prior, Volkart von Schechingen, Kellner. Das Kloster trat ums J. 1488 mit dem Minoritenkloster in Nürnberg und 1498 mit den Benedictinern zu St. Ulrich und Afra in Augsburg, in geistliche Brüderschaft.

Die widrigen Geschicke Lorchs fingen schon unter K. Heinrich, Friedrichs II. Sohn an, denn dieser begann mit den Klostergütern wie mit seinen eigenen zu schalten, daher er 1228 dem Bischof von Würzburg


  1. Cleß II. 374 vermuthet, diese Pfleger seyen Particularvögte gewesen.
  2. Im Pfälzerkrieg 1504 stellte Lorch 45 Mann mit Spießen, 16 mit Büchsen, 9 mit Hellebarden, 2 Reiswägen und 20 Pferde. Vergl. § 17 der Einleitung zu den württ. Steuergesetzen in Reyschers Sammlung. Überdieß erhielten zu Neujahr: der Ober- und Unter-Vogt, der Keller und der Forstmeister zu Schorndorf je 2 fl. 50 kr. anstatt der früher in Natur empfangenen „ein paar Hosen vnd ein Seckel.“ Auch wurden aus den Klosterseen alljährlich den fürstl. Räthen und Kanzleiverwandten 2-300 Karpfen verehrt.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)