Seite:Oberamt Welzheim 205.jpg

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monasterio subjecerunt, donaverunt et censuales ad dictam timbam auream annuatim se et posteros fecerunt.« Sie waren theils nur zu dem jährlichen Zinse verpflichtet, und ihre weitere Unterdrückung war mit Anathema bedroht, theils aber unterlagen sie der vollkommenen Leibeigenschaft. Das Kloster bestellte 1439 Rudolph von Baustetten, damit er Lorchs eigene Leute auf der Alp beschirme und verspreche; die eingehenden Hühner darf er behalten, die Brautläufe, Fälle und Hauptrechte dagegen hat er mit dem Kloster zu theilen. Die Jahreszinse gebühren der Custorei ausschließlich. Er und seine Knechte, „die solich Leut behünrent,“ haben aber mit jenen Leibeigenen, die zwei Meilen um Lorch sitzen, nichts zu schaffen. – Die Einkünfte floßen ferner aus den incorporirten Kirchen und Zehenten Alfdorf, Buoch, Donolzbronn und Täferroth, Dornstatt, Hochdorf, Münster, Welzheim und Wäschenbeuren; aus dem mit den Gütern des Stiftes Lorch an das Kloster übergegangenen Klösterlein Lochgarten und vielen in ganz Altwürttemberg u. s. w. zerstreuten Orten; aus der Pflege Münster bei Canstatt, aus den Klosterhöfen in Eßlingen und Stuttgart und aus etwa 70 größten Theils mit andern Herrschaften vermischten Dörfern, Weilern und Höfen, die es meist mit aller Hohheit und meist mit dem Jagdrecht besaß; der Blutbann gieng erst 1541 an die Vogtei Schorndorf über. Noch im Jahr 1584 hatte das Kloster gegen 800 Lehengüter und Sölden und mehr als 3000 Morgen Waldes. Zu dem 1481 mit Zustimmung Graf Eberhards d. j. in Lorch errichteten „Hauptzoll“ gehörten 14 Neben- und Bei-Zoller. Der Klosterbezirk war in die Ämter Lorch, Pfahlbronn und Täferroth eingetheilt und stand unter dem Verwalter, welcher (mindestens seit 1781 „Oberamtmann“) zugleich Vogt war. Bis 1607, wo der Forstverwalter von Adelberg damit beauftragt wurde, besorgte er auch die Forstverwaltung. Schon in den ältesten Zeiten kommt ein „Holzwarth“ des Klosters vor, welcher Name in einer angesehenen Familie Lorchs, die später nach Gmünd übersiedelte, erblich war. Der 1576 erstmals ernannte „Klostergegenschreiber“ hatte besonders auf Kasten und Keller zu achten, die Unterrechnungen zu führen und war von Anfang an bis in die neueren Zeiten zugleich Amtsschreiber und Amtspfleger.

Eine Merkwürdigkeit des Ortes ist außer den schon erwähnten römischen Alterthümern die herrliche Linde am Eingange des Klosters. Ihr Wipfel ist vernichtet, ihre Seitenäste aber trotzen noch manchem Menschenalter. Ihres jugendlichen Schattens mögen schon die Hohenstaufen sich erfreut haben. Der Hauptast jedoch stürzte durch Sturm am 1. Nov. 1755 in derselben Stunde, in welcher Lissabon durch Erdbeben zerstört ward.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)