Seite:Oberamt Welzheim 248.jpg

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ein 3/8 Morgen großer Feuersee vorhanden. Die Pfarrkirche zum heil. Johannes dem Evangelisten liegt fast mitten im Dorf auf einem erhabenen Platze. Sie ist sehr alt; der Chor, der durch einen Spitzbogen vom Schiffe getrennt ist, und der größere Theil des letztern sollen aus dem 13. Jahrhundert herrühren. Am 6. und 7. Juni 1507 weihte der bischöfliche Generalvicar diese »ampliata et restaurata capella in honore S. Johannis apostoli et Evangelistae,« nebst den vier Altären ein, unter Ertheilung eines Ablasses von 40 Tagen für die Besuchenden an der Kirchweihe. Die Josephsbrüderschaft wurde 1670 von der Ortsherrschaft gestiftet. Auch eine Brüderschaft vom heil. Altar-Sakrament ist vorhanden. Die älteste Glocke hat die Jahrszahl 1464. Die Kirche ist in gutem Zustande. Die Baulast liegt der Kirchenpflege ob. Das dabei liegende Pfarrhaus ist über zweihundert Jahre alt und durch ebendieselbe zu erhalten. Außer dem von der Gemeinde erbauten Schulhause (schon 1661 stand eines), das zugleich als Rathhaus dient, ist die auch unter dem Namen „Schlößchen“ bekannte Wohnung des Rentbeamten zu erwähnen, welche zwei Erker hat und 1588 von den Herren von Rechberg, als damaligen Ortsherrn, erbaut worden ist.

Der Ort zählt mehrere wohlhabende Einwohner, welche sich durch den Betrieb der Landwirthschaft und lebhafte Theilnahme an dem Bezirksverein auszeichnen. Die Markung ist groß; sie begreift etwa 3000 Morgen. Es wird meistens Dinkel, Haber und Roggen gebaut; der Bracheinbau aber ist des großen Areals und der rauhen Lage der Äcker wegen verhältnißmäßig unbedeutend. Der Obstbau, welcher noch 1759 gleich Null war, ist auffallend gut; namentlich hat sich Gemeindepfleger Kuhn, welcher 20 Morgen mit Bäumen bepflanzte, Verdienste darum erworben. Derselbe betreibt auch die Ochsenmastung. Von Gewerben sind außer den obengedachten Käsefabriken, welche ihre Fabrikate nach Schweizerart bereiten, und mehreren Händlern mit Bierhefen, auch solche mit gmünder Waaren und zwei Bierbrauereien zu erwähnen.

Die Gemeinde, als solche, hatte nie ein Vermögen. Erst 1819 kaufte sie von der Gutsherrschaft die zuvor bestrittene Schafweide mit Schafhaus und 15 Morgen Wiesen, die nun einen Ertrag von 500 fl. gewährt. Der Kirchenfond besteht aus dem ursprünglichen Vermögen der Pfarrkirche und dem mit demselben vor etwa 90 Jahren vereinigten Vermögen der Filialkirche Birenbach, die er aber auch erhalten muß. Bei seiner Unvermögenheit werden jedoch nunmehr die Großzehentherren angesprochen. An besondern Stiftungen sind zu erwähnen: 500 fl. für

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)