Seite:Oberamt Welzheim 261.jpg

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Taglohn. Der Weiler hat eine kleine örtliche Stiftung zu frommen Zwecken. In dem 1832 erbauten Schulhaus ist die Filialschule. Der Ort ist alt und wird früher Wickmars genannt. Das Kloster Lorch besaß 5 Höfe, das Kloster Adelberg 2 Lehen und 1 Sölde und die Kellerei 2 Lehen und 18 kleine Sölden. S. auch Aichenbachhof. Wilhelm Graf von Öttingen verträgt 1456 den Abt von Lorch und Frau Englen Gaisbergerin, Herrn Rudolphs von Baldeck Ritters, Wittwe, wegen der Dienste zu Wickmars. Der Ort gehörte mit aller Obrigkeit zur Herrschaft Waldhausen.

9) Vogelhof, auch Elisabethenhof genannt, Hof mit 30 evang. Einwohnern. Der letztere Name ist der ältere. Der Hof liegt an dem Vogelbühl, einem Ausläufer des Hochbergs, rechts über der Rems, 1/4 St. von Waldhausen, gegenüber von diesem und von ihm durch die Landstraße getrennt. Die Grundgefälle stehen dem Staate zu. Hübsche jedoch beschränkte Aussicht. Ein in einem Gebäude des Hofes eingemauertes steinernes Bild des Gekreuzigten zeugt von hohem Alter.

Der Vogelhof liegt hart unter dem Elisabethenberg, über welchen verschiedene Sagen gehen. In der Burg, die auf einem vorspringenden, Kaiserwiege genannten, kegelförmigen Kopfe oberhalb des Hofes gestanden, wo sich noch einige Spuren von Gräben und mit Moos bewachsene Trümmer finden, soll Elisabeth, aus dem Geschlechte der Hohenstaufen, gewohnt haben. Nach Andern soll derselbe Heinrich Freiherr von Hohenstaufen, welchem die Gründung der Stiftskirche Lorch zugeschrieben wird, ums Jahr 1050 bis 1070 und ein Walther aus diesem Geschlecht 1075 die Burg bewohnt haben. Auch hat, Chroniken zu Folge, Kaiser Barbarossa hier, wo er auch geboren seyn soll, oder in dem Dorfe Waldhausen seine Kanzlei und Münzstätte gehabt. In dem Kriege der Hohenstaufen mit König Lothar[ws 1] soll aber diese Burg 1127 durch Herzog Heinrich von Bayern[ws 2], nach Andern aber erst im Bauernkriege, zerstört worden seyn. Diese Sagen lassen sich zwar nicht mehr geschichtlich veststellen: allein daß hier eine Burg gestanden, ist Thatsache. Das Kellereilagerbuch von 1500 nennt „Weinberge an St. Elisabethenberg vßerhalb des Grabens,“ und ein Bericht der Vögte von 1535 sagt, es sey außer der Capelle „ein alt Gemäuer da, vor Zeiten ein Burgstall, vnd soll der Herzoge von Schwaben Canzlei da gewesen seyn.“ Von diesen Steinen sey die (1519 verbrannte) Kirche in Plüderhausen wieder aufgebaut worden; wogegen nach einer andern Nachricht dieselben zum Wallbau in Schorndorf 1539 verwendet worden wären. Herr Decan Fraas fand, als vor etwa zwölf Jahren nachgegraben worden, daß diese Burg nicht groß aber sehr wohl verwahrt war. Außer Speereisen, Pfeilhacken, Panzerringen


Anmerkungen [WS]

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)