Seite:Odenwald (Grimm) 060.jpg

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1293 verkaufte aber Konrad von Strahlenberg den Zehnten zu Persbach sammt dem Patronatrechte der Kirche in „Heilic Cruces Steina“ an das Domkapitel zu Worms.

Früher gehörte das ganze Dorf zu der in der Nähe gegen Westen liegenden Burg Waldeck, die nun gänzlich zerfallen ist. Sie war einst Eigenthum der Herren von Strahlenberg. Im Jahre 1315 aber versetzte Renneward von Strahlenberg, um entstandene Irrungen mit Worms auszugleichen, dem Bischofe die Burg mit allem Zugehör um 1000 Pfund Heller. Es war jedoch bedungen, dass die Strahlenberger die Burg binnen sieben Jahren wieder einlösen dürften; in dieser Zeit musste aber der Bischof 150 Pfund Heller an der Burg verbauen. Sie scheint wieder eingelöset worden zu sein; denn im Jahre 1355 versetzte Siegfried von Strahlenberg die zugehörigen Dörfer, und zwei Jahre darauf verkaufte er die Burg nebst Heilig-Kreuzsteinach und den übrigen Dörfern an den Pfalzgrafen Ruprecht I. Dieser verpfändete sie wieder an Junker Henel Kreiss von Lindenfels, und ungeachtet sie in der Rupertinischen Theilung dem Herzog Otto zugefallen war, erbte sie doch, weil der Pfandschilling damals noch nicht abgelöst worden, auf seine Nachkommen, und die Pfalz kam erst im Jahre 1525 wieder in Besitz der Burg. Nach dieser Zeit blieb sie bei der Pfalz, doch zerfiel sie, und es wurden nur die zur Verwaltung der Güter nöthigen Oekonomiegebäude daselbst errichtet und unterhalten.

Von hier wird das Thal bis zu dem Städtchen Schönau ziemlich einförmig, und selbst bei dem Dorfe Alt-Neundorf wird diese Einförmigkeit nicht unterbrochen. Das in einer Strahlenbergischen Urkunde aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts vorkommende Nuwendorf ist wahrscheinlich dieses Neudorf, welches in der Folge den Namen Alt-Neudorf erhielt, um es von dem später entstandenen neuen Dorfe Wilhelmsfeld, das der Kurfürst Johann Wilhelm anlegte, zu unterscheiden.

Bei Schönau bringen die aus den Seitenthälchen zur Rechten und Linken hervorkommenden Bächlein etwas mehr Abwechslung in die übrigens nicht unschöne Einförmigkeit des Thales. Diese Gegend gehörte zu dem Theile des Odenwaldes, welchen schon Karl der Grosse dem Domstifte Worms geschenkt hatte, und sie war noch im Anfange des zwölften Jahrhunderts eine waldige Wildniss.

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes in ihrer Vorzeit und Gegenwart. Darmstadt: Carl Wilhelm Leske, 1843, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Odenwald_(Grimm)_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)