Seite:Odenwald (Grimm) 068.jpg

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Den Tisch er desto zeiter rücken da gebot;
Er wollte für die Berge hin zu dem Bronnen gehn.“

Später sagt das Lied:

„Da sie wollten dannen zu der Linden breit.“

Sie beschlossen einen Wettlauf,

„Doch sah man bei dem Baume den kühnen Siegefrieden eh.“

Dort wurde der edle Siegefried von Niederland meuchlerisch erschlagen. – Stellen wir aber alles diess zusammen, so sind wir unwillkührlich zu der Vermuthung versucht, Siegfried habe den Tod in der Nähe von Lindenfels gefunden. Selbst der Name könnte noch von der durch jenes Ereigniss denkwürdigen Linde herrühren. Auf keinen Fall aber kann die oben erwähnte Quelle im Spesshart bei Gross-Ellenbach die im Nibelungenliede bezeichnete sein. Hagen hat nur den Wein dahin gesandt.

Eine halbe Stunde von Gross-Ellenbach abwärts kommt der Bach an Affolterbach oder Affolderbach, früher Affoltern, vorbei, wo die alte protestantische Kirche einen interessanten Stein enthielt, auf welchem die Kanzel ruhete, und auf dem eine Lilie eingehauen war. Ueber die Entstehung dieser Kirche fehlen die älteren Nachrichten. Unterhalb Aschbach, wo sich eine Papiermühle und ein gutbetriebenes Hammerwerk befinden, öffnet sich ein Seitenthälchen mit einem kleinen Bächlein, das von Gadern herabkommt. Dieses Gadern ist sehr alt; denn wir finden es schon auf dem in der Heppenheimer Kirche eingemauerten Stein, der die Beschreibung des dortigen Kirchsprengels aus der Zeit Karls des Grossen enthält, unter dem Namen Gadero aufgeführt. Das Bächlein fliesst durch Waldmichelbach, nimmt unterhalb demselben ein gleiches von Hartenrod kommendes auf und ergiesst sich bei den Mühlen von Waldmichelbach in den Laxbach.

Waldmichelbach ist ein bedeutendes Dorf, in welchem das Kloster Lorsch einst sehr begütert war; auch geschieht seiner in dem alten Zinsbuche von 1369 Erwähnung. In den Umgebungen findet sich reichhaltiges Eisenerz, und es wurde dasselbe schon früher gewonnen und auf dem naheliegenden Eisenwerke verarbeitet.

Weiter hinab liegt Schönmattenwag, in dem alten Zinsbuche Schumathenwag genannt. Es besteht aus Ober- und Unter-Schönmattenwag, die eine Viertelstunde von einander entfernt

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes in ihrer Vorzeit und Gegenwart. Darmstadt: Carl Wilhelm Leske, 1843, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Odenwald_(Grimm)_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)