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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens

Tag der Rache. Ich habe diese düsteren und schauererfüllten Lieder in der Ebene des Kajdam, an den Abhängen des Bogdo-Ul, in den Waldungen des Tanu-Ol und am mittleren Hoang-Ho gehört. Dazu entflammt sie der Kampf der großen russischen Revolution, dieser Revolution der Landstreicher, Selbstmörder, Hexen, der Zauberer, Chlysten und all der anderen teuflischen apokalyptischen Ungeheuer.

Ein neuer, noch unsichtbarer Zar des Ostens, ein Zar von noch nie dagewesener Herrschsucht besessen, wartet auf seine Stunde.

Wer? Vielleicht ein neuer Großmogul, Dschingiskan-Temudsehin oder Tamerlan, „der Lahme“.

In ihm entsteht der christlichen Kultur ein wirklicher Antichrist als Antithese der geistigen Evolution und des Fortschrittes, als erster Vorläufer des Unterganges der Menschheit, gleichgültig, ob er schwarz oder rot sein wird.

Dieser furchtbarste Schatten des Ostens hat schon mehrmals in der Geschichte unseren Westen bedroht und droht auch heute, düster wie eine Herbstnacht, hoffnungslos wie die verzweifelte Seele eines Selbstmörders.

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Ferdynand Antoni Ossendowski: Schatten des dunklen Ostens. Eurasia, Wien 1924, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ossendowski_-_Schatten_des_dunklen_Ostens.djvu/171&oldid=- (Version vom 15.9.2022)