Seite:Ostindianische Kriegsdienste b107.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Holländer haben auch in Persien Ihre Niderlag. 107

pag. 23. das daran. Der Benjanische Heilige / der in dem Grab lige / soll Gymschi geheisen haben. Vor der Tühr sey ein Bildnus / aus Holtz gehauen / gesetzet; obs des Gymschi, oder eines Abgotts / seyn soll / weiß Ich nicht / spricht Er. Es ist so häßlich formiret, als man den Teufel nicht häßlicher abmahlen kann. Beyde aber habens bezeuget / daß dergleichen Wunder-Baum mehr in Indien zu finden wären / und hat Mandelslo dergleichen zu Suratta auch angetroffen / laut Seiner Wort / Lib. I. pag. 44. Man lese dazu die Notas Herrn Olearii, Lib. I. p. m. 22.

In Nider-Æthiopien, und der Insul Levando, soll / Herrn Doctor Dappers Zeugnus nach / Seiner Africanischen Reis-Beschreibung / pag. m. 596. ein Baum / Ensada, von andern ein Indianischer Feigen-Baum genannt / fast solches Gewächses seyn. Seine Wort heisen also: Dieser Baum schiesset gemeiniglich mit einem einigen / und sehr dicken / Stamm / sehr hoch auf / und breitet darnach seine Zacken auf allen Seiten aus; an denen etliche dünne Fässerlein / grün-gelb / so lang sie jung seynd / von Farbe / niederwärts hängen / dadurch die Zacken / wann solche Fässerlein die Erde berühren / und sich darinnen bewurtzeln / gleich als zu neuen Bäumen / und Stämmen / werden; Und also bewurzeln sich die Zacken fort und fort / und immer weiter und weiter / dergestalt / daß zuweilen ein einiger Baum / mit seinen fortwurtzlenden Zacken / auf tausend Schritt in die Runde sich ausbreitet; Und weil nicht nur von den untersten Zacken / sondern auch von den obersten solche Fässerlein herab hangen / so scheinet ein einiger Baum / mit allen diesen Fässerlein / ein kleiner Busch zu seyn / und man kann die Mutter aller dieser jungen Zacken nirgend / als allein an der Dicke des Stammes / der zuweilen über drey Klafftern dick ist / erkennen. Die grossen Zacken bekommen so viel Sprossen Zweige / daß die Sonne mit ihren Strahlen nicht hindurch dringen kann; ja / wenn man in einen dieser Bäume ruffet / so höret man den Ruff / des hohlen / und ausgewölbten inwendigen / Raumes wegen / oft drey- oder viermahl wieder schallen. Die Blätter der jungen Zacken seynd den Kütten-Blättern fast gleich / von aussen grün / und von innen weiß und wollicht. Die Blühe ist innerhalb / und ausserhalb / roth / und die Frucht / die darauf folgt / schiesset zwischen den Blättern der jungen Zacken herfür / eben als eine gemeine Feige / in Gestalt des fordersten Daumen-Gliedes / und dienet den Vögeln zur Speise. Viel glaubwürdige Zeugen / die es Selbst mit Augen gesehen / bevestigen / daß / unter einem einigen dieser Bäume / drey tausend gewaffnete Männer Sich verbergen. Unter seiner äussersten Rinde wird gleichsam ein Flachs oder Werk gefunden: welches gemeine Leute klopfen / darnach reinigen / und zu Garen machen / davon Sie Tücher zu weben pflegen. Es wächset dieser Bäum auch viel in Goa, und mehr ander Indischen Oertern / da die Einwohner / unter demselben / indem Sie die dünnen Zacken wegschneiden / kleine Sommer-Lauben machen / damit Sie im Kühlen / und Schaten / sitzen mögten.

Holland und Engelland handelt in Persien. Die * Holländer / und Engelländer / haben Ihre Handlungen / und Ihre Häuser / an dem Meer nahe beyeinander. Der Ort heiset Camron, † und beyde Nationen müssen in Persischen Habit und Kleidung gehen. Ihr Glaub daselbst / kommt mit dem Türckischen viel überein. Denn Sie glauben an den Mond / und wann der neu ist / so essen Sie einen gantzen Tag nichts / biß er wieder untergangen ist. Zu Land führen Sie grosse Krieg: aber keine grosse Seefahrt treiben Sie / und sind die Holländer darinnen Ihre Meister: aber auf das Land dürfen Sie Sich nicht viel wagen / und müssen von Ihnen viel Wort einfressen / mit grosser Gedult.

* Herr von Mandelslo / der Selbst auch da gewesen / sagt / pag. m. 27. die

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)