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110 Das Königreich Persien ist ein reiches Land.

Leib / und an den Rippen. Es hat zwar der Schwantz seine ordentliche Knochen / und Glieder / als andere Europæische; aber das Fett hat sich rund herum gesetzet / in Grösse / und Breite / als wie die grosse blauen Mützen der Holländischen Schiffer / so von zottigter Wolle gemachet; derowegen sie nicht schnell lauffen / noch springen / können. In der Landschaft Hurdestan,[WS 1] in der Gegend nach Diarbecker,[WS 2] und im gelobten Land sollen die Schaaf ihre Schwäntze auf zwey Räderichen / und Stangen an Hals / hinter Sich her schleppen / welches Ich zwar nicht gesehen; aber von unterschiedlichen Persern / und andern / so derer Orten gewesen / glaubwürdig bin berichtet worden. So viel Herr Olearius. In des grossen Mogols Reich / sagt Jürgen Andersen / pag. 60. sind eben dergleichen zu finden / die viel grösser sind / auch viel schönere Wollen haben / als die in Europa; Ihre Schwäntz sind lauter Fett / von fünf und zwantzig / biß dreissig / Pfund schwehr. Dergleichen hat der weiland weit-gereiste edle Ritter / nun in Gott ruhender Herr Christoph Führer von Haimendorf[WS 3] / auch gesehen / und beschrieben / Seines Reis-Buchs am 97. Blat. Der Hoch-Edle-gebohrne Herr Georg Christof von Neidschitz[WS 4] / ist nicht minder oculatus Testis dessen / der in Seiner Sieben-Jährigen Welt-Beschauung / pag. m. 89. von den Ægyptischen Schaafen also schreibet: Die Schaaf im Land sind wunderlich anzusehen. Haben grosse / runde / fette / Schweiffe / als eine zimliche zinnerne Schüssel / und sind dieselbe an manchem Schaaf so schwehr vom Fett / daß sie sie nicht tragen können: sondern man ihnen dieselben auf kleinen Wägelein nachführen muß / wie der Augenschein selber gab. Sie haben grosse hängende Ohren / und lange zottigte Füsse / daß sie recht abscheulich anzusehen.


Das Siebende Capitul.
Was sich Anno 1650. begeben.

IM Jahr Christi 1650. den 12. Febr. ist ein Brief / über In Persien komt Zeitung von des Königs in Engelland Tod. Land / von Holland in Persien kommen / an unsern Kaufmann / der meldete / daß dem König in Engelland / Carolo Stuart,[WS 5] mit einem Beil / der Kopf wäre abgeschlagen worden / und das Feursax das Schwerd / oder die Regierung / dem Olivier Cromwell übergeben hätte; Worauf Ich alsobald mit noch zehen Mann von den Mohren Schiff auf ein anders Seeländisches / genannt die Jagt Leilo, commandirt worden bin / nach der Insul Ceilon / wo es ohne das hinwolte / zu lauffen / woselbst Wir auch an Pünt de Galle, den. 9. April wohl angelanget / und die Zeitung gebracht / was sich mit dem König in Engelland begeben hätte. Das Der Autor wird wieder auf Ceilon commandirt. Schiff wurde alsobald auf Bataviam beordert / auch daselbst zu referiren: Ich aber / weil es damahl zu Ceilon gut bleiben war / verharrete daselbst; sintemahl immer von einer starcken Flotte spargiret wurde / die von Batavia kommen / und Columbo, die grosse / und reiche / Stadt auf Ceilon / belagern wurde / und mit Mir viel auf gute Beute hoffeten. Es verzog sich aber solche biß Anno Christi 1655.

Den 9. Octob. bin Ich mit zweyhundert Mann / auf dem Schiff Banda, nachher Negumbo commandiret worden / zur Besatzung / weil ein groß Theil davon Ihre Zeit ausgedienet hatte / und aber in höchste Leibs und Lebens-Gefahr gerahten. Denn als unser Boutellier mit † einem

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hurdestan - ?
  2. Diarbecker - ?
  3. Christoph Führer von Haimendorf, Nürnberger Ratsherr
  4. Christof von Neidschitz - ?
  5. Carolo Stuart - auch bekannt als Karl I. von England.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)