Seite:Ostindianische Kriegsdienste b114.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
114 Holländer halten scharff Gericht in India.

gab Er Mir die erste / der Ich den ersten Schuß thun solte. Die andere einem von Olmütz mit Namen / Andreas Mott. Die dritte / Christian von Cöln / bate dabey andächtig zu GOtt / und zu unsern Officier, in gebühr / daß man Ihn ehrlich zur Erden bestatten wolte.

Indianer und Mohren meinen / der Verstorbene komme nach einer Zeit wieder. Wann sonst die Indianer unter der Holländer Händen sterben müssen / fragen Sie zuvor: † Wer Ihnen die Kost gebe / wenn Sie in die andere Welt kommen? Wann auch neu Volck ankommt / und sihet * einer etwann einem Verschiedenen gleich / ob Er schon drey / vier / Jahr tod ist / so glauben die Indianer / Er wäre in Indien gestorben / und in Holland wieder auferstanden / und käme nun wieder in Indien. Das glauben Sie so vest / daß mans Ihnen nicht ausreden kann. Wann Sie sonst sterben müssen / machen Sie nicht viel Wort / und meinen: Es müsse so seyn; Wenn Sie aber für dem Feind seyn / ist Ihnen trefflich bang um Ihr Leben.

† Der Mohren Aberglaub ist auch so / nach Hemmersams Beschreibung / Mohren fragen die Sterbende / und Toden / was Ihnen abgehe. pag. 78. Wann Ihr End vorhanden / spricht Er / so fragen Sie den Sterbenden / warum Er von Ihnen / und sterben wolle? Ob Er an Essen / und Trinken / an Weib / und Kind / oder Nahrung und Lebensmitteln / Mangel hätte; auch wo / und in welches Land Er wolle / unter Christen / oder Heyen? Wann Sie nun den Cörper ins Grab geleget / und zugedecket / haben / setzen Sie Ihm allerley Haußraht dazu / oder was Er in Seinem Leben gebraucht habe / als Häfen / Beck / Schaufel / Goldwag / auch Speiß / und Trank / damit Er solches brauchen / und an andern Ort der Welt keinen Mangel haben / möge. Kommen auch oft nach langer Zeit dahin / und fragen: ob Er Mangel habe; auch wie es Ihm gehe? ob es Ihm wie bey Die Russen auch. Ihnen gehe / oder Ihm jetzt besser gehe / als vor dessen? Zu verwundern ists / daß / da die Russen Christen seyn wollen / und besser / als andere Christen / dennoch solche thörichte Fragen auch thun. Herr Olearius schreibt / Seiner Persianischen Reisen / Lib. III. Cap. 31. p. m. 313. also: So jemand stirbt / kommen die nächste Freund zusam / und helfen die Weiber einander überlaut heulen / und schreyen / und stehen um die Leiche herum / und fragen: Warum Er doch gestorben? Ob Er an Nahrung / Essen / und Trinken / Kleidung / und dergleichen / Mangel gehabt? Ob Ihm Sein Weib nicht gut / nicht jung / nicht schön / nicht treu genug gewesen / und was des Dings mehr. Solche Klage wiederholen Sie auch bey dem Grab / wann der Mann soll hinein gescharret werden. Ingleichen geschichts auch zu gewissen Zeiten des Jahrs auf den Gräbern / auf welche Sie in Schüsseln / etliche drey / etliche vier / lange Pfannen-Kuchen / etliche zween / oder drey / gedörrte Fisch / und gefärbte Eyer / legen / wie obgemeldter bemerkt / Lib. I. c. 4. p. m. 11.

* Weil die Mohren auch in dem Wahn sind / ist Hemmersam deßwegen ein mächtiger Poß von einer Mohrin wiederfahren / den Er selber also erzählet / pag. 19. Erstes Tages zu Land / spricht Er / als Wir dem Castell de Mina zu giengen / sprang eine Mohrin auf Mich zu / bote mir die Hand / und wolte mit Mir reden / darüber Ich sehr erschrack / und fragte die / so mit Ihr reden kunnten / und die Sprach verstunden / was dieses bedeuten / oder daraus werden / wolte / welche sagten / daß / so einer von Ihnen stürbe / Sie vermeinen / Er verreise an einen andern Ort. Dieweil nun selbiger Mohrin Mann vor kurtzer Zeit gestorben / sagte Sie: Ich wäre es / und wäre Ihr verstorbener Mann / und durch den Tod weiß worden; käme aber jetzo mit andern Volck daher / damit man Mich nicht kennen mögte. Ob diesen der Mohrin Glauben / verwunderten Wir Uns / konnten Sie auch nicht mehr davon abreden. Sie aber wolte / daß Ich mit Ihr reden solte / brachte mir auch von des Landes besten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)