Seite:Ostindianische Kriegsdienste b12.jpg

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12 Was der Autor zu Bantam wahr genommen.

Stück haben / welche Abwechsels-weise mit Ihren Gewehren erscheinen müssen. Jürgen Andersen bezeugts auch / Lib. I. pag. m. 12. mit solchen Worten: Dieser König hält an Seinem Hof keine Soldaten zur Guardie: aber an dessen Statt zwölfhundert Weiber / von denen müssen alle Nacht vierhundert Wacht halten. Es ist aber gefährlich, mit des Königs Weibern all zu familiar umzugehen. Ein Exempel dessen haben Wir / spricht Er / an einem Holländischen Botsmann / Pieter von Alkmar / gesehen / welcher / um daß Er mit des Königs Weibern einer hat Unzucht getrieben / und darauf war erdapt worden / mit selbigem Weib auf den Marckt geführet / und dabey Ihr Verbrechen ausgeruffen. Darauf schnidten Sie Ihm den Bart / Nase / und beyde Ohren / ab / wie auch Sein Gemächte / und stiessen Ihn unter die alte Weiber / so daselbst Reiß / Hüner / und andere Sachen zu Kauff hatten / daß Sie Ihren Spott mit Ihm trieben; Das Weib muste eben solche Straffe am Kopf leiden. Können Sie nach solcher Straffe beym Leben bleiben / läßt mans geschehen; wo nicht / gilts gleich.

Der Innwohner Waffen. Ihre Waffen zu Feld sind sonderlich * Piquen von achtzehen Schuhen lang / damit Sie hurtig und geschwind sind / und mit grosser Resolution fechten / vorab / wann Sie / wie einer Latwergen[WS 1] Sich gebrauchen / die Sie / Affion macht sie toll und grimmig. meines Behalts / Affion[WS 2] genennet haben / graulicher Farb / und eines bittersüssen Geschmacks / wovon Sie so toll und frech-kühn werden / daß Sie / mit schaumendem und mächtig geifferendem Mund / grad an die Röhren des Schuß / oder Spitze des Stoß-Gewehrs / anlauffen / gantz blind und unbesonnen / um welches willen Wir an unsere Lad-Stecken eine Spitze machen musten / wann Wir nimmer zum Schuß kommen kunten / daß Wirs damit von Uns und niderstossen mögten. Zu Batavia brauchen Sich auch dieser Die Chineser mächtig geil. Latwergen häuffig die Chineser, † dadurch Sie also entbrant werden gegen das Frauen-Volck / daß Sie wohl eine gantze Nacht Ihr Plaisir haben / und doch kaum satt werden mögen.

* Joh. von der Behr[WS 3] / Lib. I. pag. 23. sagt / die Piquen wären mit geflammten Spitzen; führten auch Saibel / und Schilde / die von Rinden der Bäume gemacht wären. Herport setzt noch dazu / Pfeil und Bogen / Hassageyen oder Handpfeil; tragen auch an der Seiten einen kleinen Dolchen / den Sie Kritz nennen / und streichen Ihr Gewehr gemeiniglich mit Gift an; Dannenher / wann einer damit verwundet wird / muß Er sterben / oder das Fleisch alsobald ausgehauen werden; sind auch viel / die / wann Sie verwundet werden / alsobald s. h. Ihr Koht essen / damit Sie geschwind auswerfen können. L. c. p. 26. Er meldet auch p. 27. des Affion, oder Opii, also: Wann Sie in Krieg gegen Ihre Feind gehen / so essen Sie viel davon / und werden so toll und erhitzet / daß Sie nichts scheuen / und lieber in das Gewehr lauffen / als Sie es meiden; auch wann Ihnen etwas widerwertiges begegnet / und Sie erzürnet werden / brauchen Sie Sich dessen / darauf Sie auf freye Straß heraus lauffen / und mit Ihrem Kritz niederstechen / was Ihnen begegnet / welches auf Batavia auch vielmahl geschicht. Darum Jedem erlaubt ist / einen solchem um das Leben zu bringen / wie Er kann; sind aber sehr hart im Sterben. Dann auf eine Zeit einer mit einer Piquen durchstochen worden / welche Er Selbst geschwind durch Seinen Leib gestossen / und nach den Dolchen gegriffen / und den / der Piquen hielt / und Sie nicht verlassen wolte / noch übel verwundete.

† Und nicht allein die Chineser: sondern es ist in gantz Persien / in Türckeyen / und Indien gebräuchlich / zeuget Herr Olearius[WS 4] in Seiner Persianischen Reiß-Beschreibung / L. V. c. 17 p. m. 597. Er allegiret Bellonium, Lib. III. Observ. Cap 25. daß niemand in Türckeyen sey / der nur einen Pfennig habe / daß Er ihn nicht halb für Opium hingebe / und daß zu seiner Zeit wohl funfzig Cameel / mit

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Latwerge – ein eingekochtes Obstmus.
  2. Affion - mit Ambra und Safran zu Dicksaft eingekochtes Opium.
  3. Joh. von der Behr - Johann von der Behr, deutscher Weltreisender und Verfasser eines Reiseberichts über eine neun-jährige Reise nach Java, Indien, Ceylon und Persien.
  4. Olearius - Adam Olearius, deutscher Schriftsteller und Diplomat.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Fünfzehenjährige Kriegsdienste, Nürnberg 1672, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b12.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)