Seite:Ostindianische Kriegsdienste b145.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Portugäsen werden mit Ihren Weibern vexirt. 145

Samen drucken Sie aus / und geben den Saft Ihren Männern zu essen / oder zu trinken / so bald wird dem Mann / gleich als ob Er halb von Sinnen wäre / wird unempfindlich / oder gar zum Narren / lachet stätigs / oder schläft etwan / und ligt eben / als wenn Er gantz und gar tod wäre. In Summa: Wann Sie Ihn also hat zugerichtet / so mag Sie / in Seiner Gegenwart / thun was Sie will / Sich mit Ihren Buhlen erlustiren / und der Mann wird es im geringsten nicht gewahr / etc.

Was / nach Lindschotten / Herr von Mandelslo geschrieben / Lib. II. Cap. VII. wollen Wir / um Gewißheit willen / noch beyfügen. Die Portugiesen / schreibt Er / pag. 120 haben theils von Ihrer Nationen Weiber / die mit aus Portugall kommen; theils heyrathen Sie auch Mohrische / und Heydnische / Weiber; die meinsten aber seyn im Lande gebohren. Sie werden zu keiner Arbeit / weiche Ihre Sclaven verrichten müssen / gehalten / seynd gantz dem Müssiggang ergeben / gehen und keuen den gantzen Tag das Bettele und Arecca, daher Sie Ihre Sinne und Gedanken nur auf Manns-Personen richten / seynd über alle massen geil / und der Unzucht ergeben / welche auch theils / unter nahen Bluts-Verwandten zu verüben / kein Bedenken tragen. Schlaffen aber gemeiniglich gerne bei Ausländern; sonderlich mögen Sie die Englische / und Teutsche / weil Selbige weisse Häut haben / gerne leiden. Sie suchen allerhand Mittel und Wege / diejenigen / welche zu Ihren Handel dienlich scheinen / zu überkommen / ungeachtet / daß selbiges Frauen-Zimmer / fast gleich den Persischen Weibern / versperret wird. Wenn Sie gesinnet / jemands nach Ihren Willen zu geniessen / und denselben können zusprechen / und bißweilen auch nur aus Ihrem Fenster zu sehen bekommen / machen Sie Ihr geneigtes Gemüth Ihm alsobald bekannt / bestellen Ort / und Gelegenheit / zu Ihrer Zusammenkunft / geschiehet gar oft / daß Sie mit Seidenen Strick-Leitern / welche entweder die / so auf solchen Schnapf ausgehen / gemeiniglich bey Sich führen / oder das Weib im Hause / eine am Fenster hinunter lässet / und Ihrem Buhlen einen Weg zu Ihr machet. Solte aber die Gegenwart des Vatters / oder des Mannes / dazu verhinderlich fallen / wissen Sie dieselben alsbald Ihrer Sinnen / und Gedächtnüs / zu berauben / durch einen gar gebräuchlichen Samen / Dutrii genannt / welches Sie gar listig in Confecturen, Speisen / oder Trank / beyzubringen wissen. Wann also der gute Mann / in Seiner Gegenwart / mit sehenden Augen nicht sehend / oder schlaffend / gnug behörnert ist / gibt die freundliche Frau / nach Ihren Belieben / Ihrem Manne Seinen vollkömmlichen Verstand wieder / mit Netzung etlicher Oerter Seines Leibs / welcher alsdann / nach Ermunterung / nicht anders weiß / als daß Er etwann einen süssen Mittags-Schlaff gehalten habe. Bey solcher Beschaffenheit kann die Frau Ihre Sachen sicherer verrichten / als wann etwann der Mann aus dem Hause wäre. Denn es trägt sich oft zu / daß der Mann einen so ungebetenen Gast / wann Er Ihn bey der Frauen antrifft / mit blutigem Kopfe zur Thür hinaus stosset / oder gar ums Leben bringet.

Jürgen Andersen erzählet ein Exempel / das Er Selbst mit Augen gesehen habe. Als Wir / spricht Er / Lib. I. Cap. XV. pag. 21. mit einem Ingenieur, Namens Sig. Sinthoman, von Breda bürtig / bekannt wurden / bat Er Uns zu Sich in Sein Haus zu Gaste / und ließ / nach guten Tractamenten, Uns Seine Frau aus guter Freundschaft sehen / und schwur dabey / daß in zwölf Jahren / so lang Er Sie gehabt / von keinem Fremden wäre gesehen worden. Denn es wäre allda der Gebrauch / wer Seine Frau ausser den Verdacht / und ehrlich behalten wolte / müsste Sie nicht viel sehen / und auskommen / lassen. Erzählete dabey viel wunderliche seltsame Historien, die sich in Goa mit den Portugisischen Weibern / wegen Ihrer

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg 1672, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)