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36 Der Amboineser Beschreibung.

woran auch die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit dieser Bäume hänget / weil Sie in trucknen Jahren daran mehr Früchte / als Blätter / befinden. Inmittels gibt die Erfahrung / daß auch bey guten Wetter / die Fruchtbarkeit derselben nicht alle Jahr gleich sey; dann Sie ums andere / oder dritte / bißweilen auch ums siebende Jahr weniger Früchte bringen / nicht anders / als ob dann die Natur / so durch grosse Fruchtbarkeit erschöpfet / Sich wieder erholen wolte.

Diese Früchte / die Nägelein / sind zehe / so lang Sie wachsen / aber hart / wann Sie Ihren Wachstuhm erreichet; Ihre Farb ist anfänglich roth / und wird hernach schwartz; Ihre Erndte oder Einsammlung geschicht nur einmahl im Jahr / vom October biß in Februarium; etliche werden mit Händen abgelesen / etliche mit Stangen / oder Flegel / abgeschlagen. Die jenigen / so alsdann auf den Bäumen sitzen bleiben / fallen im folgenden Jahr von sich selber ab; da Sie zwar nicht so scharf am Geschmack / als die abgeschlagenen / doch grösser und dicker sich befinden / auch dahero theurer geschätzt / und zu Samen gebrauchet / werden; um welcher Ursachen willen die Indianer sie der Früchte Mütter zu nennen pflegen. Wo etliche von diesen selbst abgefallenen Nägelein auf der Erden liegen bleiben / und der Grund gut ist / geschichts / daß sie unter sich wurtzeln / und über sich grünen / und innerhalb acht / oder neun Jahren / erwachsene Bäume werden / die / neben andern / gewöhnlicher Zeit Früchte bringen.

Es sind die Nägelein / wenn sie erst von den Bäumen kommen / röthlicht / auch ein wenig schwärtzlicht / und damit sie gantz schwartz werden / trucknet man sie in der Sonnen; auch werden sie / zu Verhütung der Wurmstiche / eine gewisse Zeit über in Saltz-Seewasser gelegt / und hernach in der Sonnen wieder getrucknet / wenn sie dergestalt zugerichtet / können sie dauren / und überahl in die gantze Welt / wie geschicht / gesandt werden; sonderlich wachsen sie gern auf dem Gebürge / da sie zum öftern so dick stehen / daß auch das Tagliecht nicht durchdringen kann.

Zu des günstigen Lesers Urtheil will Ich noch beyfügen / was Volquard Iversen / Seiner Ost-Indianischen Reise / p.m. 183. von den Holländern meldet. Als Ich mein Wesen auf Ceram hatte / spricht Er / lag Ich in der Vestung Overburg / welche die Einwohner Luven nennen; war nur mit vier und zwantzig Europæischen Soldaten besetzt. Weil auf diesen und herumligenden Moluccischen Insuln / und sonst nirgends / die Nägelken reichlich wachsen / und die Holländer den Nägelken-Handel gern allein haben wollen / musten Wir / zu gewissen Zeiten des Jahrs / Partey weise ausgehen und auf denen Insuln / von welchen die Holländer (wegen grossen Uberfluß so Sie auf den nächsten Insuln haben) nicht alle samlen lassen wolten / die Nägelken ruiniren und abschehlen / damit sie verdorren: die kleinen Bäume / als Fingers dick / die musten Wir mit den Wurtzeln ausräuffen. Unterweilen haben Wir in einem Monat funfzehen- in sechtzehen-tausend Bäume zu nicht gemacht. Dergleichen thun Sie auch mit den Muscadnüssen / und Bäumen / daß Sie oft grosse Hauffen verbrennen. Ich habe Mirs anfänglich zu Gemüth gezogen / die so reichlich verlihene Gaben GOttes / da dem Nähesten mit gedienet seyn könnte / zu vernichten. Warum Sie aber dieses thun / geben Sie Ursach; Es kostet ein groß Geld / solche Schiffe nach Indien auszurüsten / müstens hernach dahin wagen / daß / wann Sie mit köstlichen Specereyen beladen / etliche durch Ungewitter / und andern Unglück / untergehen / daß Sie also alle nicht allezeit glücklich zu Haus kommen; Wann nun Jedermann solche Wahren dort habhaft werden / und heraus verhandeln / solte / würden sie wegen der Menge in schlechten Preiß / und Ihr Gewinst gar geringe seyn / dann die Wenigkeit eines Dings erhält den höhern Preiß.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b36.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)