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Was für Unziefer auf der Insul Ceilon. 77

schimmern sie wie Schwefel / und ist nichts bessers / den Schmertzen zu lindern / als wann mans mit dem Ohren-Schmaltz schmieret.

* Jürgen Andersen sagt / pag. 31. der Tausendbein sey ein gelber / schmahler / ein halb Quartier langer Wurm / von so viel Beinen / daß man sie nicht zählen kann / und halten sich gemeiniglich in alten Mauren auf.

Scorpionen. So finden sich auch viel † Scorpionen; die kleinern sind weiß: die grössere / die Ich so groß gesehen als ein Krebs / schwärtzlich / welches beydes Unziefer sich ain alten Wällen / oder Mauren / aufhält / und wanns regnet / so kriechets herfür / und die Hüner trachten ihm mächtig nach / werden groß und fett davon. Wann man auf alten Schiffen fähret / oder am Land Holtz hauen muß / vorab alte Bäum / hat man sich wohl vorzusehen / daß man von deren einem nicht vergiftet werde. Ich bin Selbst einmahl von einem grossen Scorpion gestochen worden / aber eilend zu den Ober-Barbier geloffen / und mit solchem Oel verbunden / und wieder geheilet worden.

† Die Scorpionen haben / nach Zeugnus Andersen / pag. 31. in India nicht allenthalben gleich starcken Gift; Wann in Java Major einer von ihnen gestochen wird / gibt es zwar grossen Schmertzen / und Geschwulst; aber es kann einem leicht geholfen werden / wann man nur innerhalb vier und zwantzig Stunden Remedia brauchet. Wann man aber in Terra Firma[WS 1] gestochen wird / und bekommt innerhalb sechs Stunden kein Remedium dafür / muß Er des Tods seyn. Es ist gleichwohl guter Rath dazu / wie Ich Selbst zweymahl / wann Ich bin gestochen worden / solches gut befunden. Ich hab ein heiß Eisen genommen / auf der Indianer Raht / und habe mich an dem Ort / da der Stich geschehen / etwas gebrannt / und verletzet / daß es zu bluten angefangen / und auf die Wunden Scorpion- oder Tausendbein-Olie gegossen / und denn wieder gebrannt / so ist es innerhalb zweyen Stunden wieder gut worden.

Die Saiger. Man sihet auch gantz rohte dünne Würmer / die Sie * die Saiger nennen / die brauchen Sie den Wassersüchtigen / denen mans aufsetzt / die Unreinigkeit auszusaugen; ziehen sich auch so voll / daß sie eines Daumens dick werden / und wann sie gantz rund worden sind / fallen sie von sich selbst ab / wie wey Uns die Blut-Igel; hängen sich auch in marchiren häuffig an die Bein / sonderlich wanns regnet / daß man sie zu vertreiben / die Füsse Muscieten. mit Pulver / und Saltz / wacker beschmieren muß. Bey der Nacht ist ein Geschmeiß / das einen mächtig plagt / das heisen Sie † Muscieten,[WS 2] eine Art wie Schnacken / und stechen sehr empfindlich / denen kann man nicht / als mit Rauch / von dem geringsten Zimmet / wehren / vor dem fliehen sie gewaltig weg.

* Das Elend / und grosse Leyden / so man von denen Blutsaugern auszustehen hat / kann Herport nicht genug beschreiben / pag. 212. Durch das gantze Land (von Columbo redet Er) sind solche Sauger / nicht nur im Morast / oder Wassern: sondern auch auf dem Land / im Graß / Sand / Steinen; ja auf den Bäumen / an den Blättern / so / daß man kaum einen Trittt gehen kann / daß sie Einem nicht an den Leib kommen: sonderlich weil man / wegen der Hitz / halb bloß gehet / und saugen sich denn so voll Bluts / daß sie sich für Schwehre nicht mehr enthalten können / und abfallen müssen; Sie kommen so häuffig an Einen / daß man auch die Zungen kaum vor ihnen befreyen kann; dannenher sie den Menschen / durch das Aussaugen / gantz matt und kraftloß machen / wie Wir in dieser Zeit nur zu viel erfahren. Sie

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Terra Firma - ?
  2. Muscieten - besser bekannt als Moskitos/(Malaria-)Stechmücken.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b77.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)