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Königs von Ceilon Victori wider Holland. 95

Vor etlichen Jahren / da der König den Holländern / in einem Streit / bey vierhundere Mann in einer Vestung / die Sie aus Mangel haben übergeben müssen / gefänglich mit Sich nach Candien geführet / und Sich hernach etlichmahl hat erlustigen wollen / hat Er etliche dieser Gefangenen für Sich kommen lassen / und Sie Will den Titul von Holländern nicht annehmen. in Portugäsischer Sprach angeredet; welche denn aus guter Meinung Ihm auf Seine Rede antworteten / und das Wort Ehede auch gebrauchten / wusten aber nicht / was es bedeutete. Darüber Sie der König gestrafft / und gefragt: Warum Sie Ihn einen Gott hiesen / da Sie doch einen andern anbeteten / und verehrten. König von Ceilon ehret und betet der Christen Gott an. Denn eben derselbige sey auch Sein Gott / welchen Er auch anbäte; es sey aber Seinen einfältigen Einwohnern solches unbewust.

Da demnach gedachter Lieutenant mit Seinem Volck drey Fußfäll gethan / nahm Er Seinen Degen / selben dem Käiser zu præsentiren. Dieser bedanckte Sich aber / und befahl / den wiederKönig von Ceilon hält Seinen Accord stattlich. an Seine Seiten zu hängen: aber Seinem Volck solte man das Gewehr abnehmen. Gab noch dabey Ordre: Man solte alle Gefangene / derer auf die sechshundert wären / alle Tag dreymahl wohl tractiren / und was Jedwederm abgenommen worden wäre / wieder zustellen: Wo ein Gefangener kommen würde / und darüber klagen / der solte alsobalden für die Elephanten geschmissen werden: Dem Lieutenant aber / als einem dapfern Teutschen Soldaten / verehrte Er ein Pferd / einen Elephanten / und eine grosse guldene Ketten / und muste Ihm allezeit an der Seiten reiten / mit männiglichs Verwunderung.

Sendet zu ben Holländern noch einmahl um Frieden zu tractiren. Nach diesen allen sendete Er noch zu den Holländischen Gouverneur in S. Galle einen Ambassadeur, und liesse sagen: * Er hätte Elephanten / und Zimmet / genug. So fern Sie Ihm Seine vier Haupt-Elephanten wurden wieder geben / und kein Feldlager mehr in Sein Land schlagen / so wolle Er / so lang Sonn / und Mond / scheinet / mit Ihnen Fried und Freundschaft halten; auch alsobalden die sechshundert Mann wieder loß geben: Unser Gouverneur aber wolte den guten Willen nicht annehmen / und liesse dem Abgesandten / und allen bey Sich habenden / die Augen verbinden / Holländer wollen keinen Fried. und blind so weit führen / biß Sie die Stadt nimmer sehen kunnten / da man erst das Tuch wieder abgenommen hat / welches den Käiser mächtig verdrossen / und mit Seinem Volck / und Gefangenen / nach der Stadt Candi zugegangen / da Er Seine Residentz / und Schatzkammer / hat.

* An Seinem Hof allein / sagt Herport / pag. 177. hat Er allezeit bey hundert Elephanten.

Wie der König von Ceilon Seinen Schatz verwahret zu Candi. Alle Jahr pflegt Er einmahl dahin zu kommen / auch alle Jahr nur einmahl in Seine Schatzkammer zu gehen / da einer von Seiner Leibquardi mit einem Liecht mit gehen muß / und wann Ers besehen / so gehet der Käiser vor: Dem Diener aber wird / so bald Er an die eusserste Porten kommen / der Kopf abgeschlagen / daß niemand eigentlich wissen kann / wo der Käiserliche Schatz lige. Dergleichen Gewohnheit haben auch andere Heyden; Nicht minder die Portugäsen / die / wann Sie von Ihrem Feind belagert worden / und einer Ubergab besorgen / einen von Ihren Sclaven nehmen / der eine grosse tieffe Gruben graben muß / darinn Sie Ihre beste Mittel verwahren / und wann solches geschehen / bringen Sie Ihn dabey geschwind um / auf daß nicht verrahten werde / wo es lige. Ich hab Selbst gesehen / da man solch einen Schatz gegraben / daß Menschen-Gebein dabey gelegen sind / welches in India gar gemein ist.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b95.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)