Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/134

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus; es war schon die achte. Den Gevattern muste er, nach Sitte, einen Schmaus geben. Der Landwein, den er seinen Gästen vorsetzte, war bald ausgetrunken, und sie forderten mehr. Geh, sagte der lustige Kindtaufsvater zu seiner ältesten Tochter, einem hübschen sechszehnjährigen Mädchen, geh’ und hole uns noch bessern Wein aus dem Keller. – „Aus welchem Keller denn?“ – Je, sagt im Scherz der Vater, aus dem großen Weinkeller der alten Ritter auf dem Kyffhäuser!

Das Mädchen geht, unbefangen in seiner Einfalt, mit einem kleinen Eimer in der Hand, den Berg hinan. – In der Mitte des Berges findet sie, am verfallnen Eingang eines großen Kellers, sitzen eine bejahrte Schaffnerin, in ganz ungewöhnlicher Tracht, mit einem großen Schlüsselbunde an der Seite. Das Mädchen verstummt vor Erstaunen. Doch freundlich fragte die Alte: Gewiß willst du Wein holen aus dem Ritterkeller? Ja, sagte

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)