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schüchtern das Mädchen, aber, Geld habe ich nicht. „Komm mit mir, sprach die Schaffnerin; du sollst umsonst Wein haben, und bessern Wein, als dein Vater je gekostet hat.“

Sie gingen nun beide durch einen halbverschütteten Gang, und das Mädchen muste erzählen, wie es jetzt in Tilleda aussähe. „Einst, sagte die Alt’ hierauf, einst war auch ich so jung und schmuck, wie du, als mich die Ritter, des Nachts, durch einem Gang unter der Erde, aus dem Hause in Tilleda wegholten, das jetzt deinem Vater gehört. Kurz vorher hatten sie, am hellen Mittag, die vier schönen Jungfern, die hier noch zuweilen auf den prächtig aufgeschirrten Pferden herumreiten, und dann wieder verschwinden, mit Gewalt aus Kelbra entführt, da sie eben aus der Kirche kamen. Mich machten sie, als ich alt wurde, zur Aufseherin des Weinkellers; und das bin ich noch.“

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)