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sonst eine Thür verschloß, hinein, fand aber alles so wüste und leer, daß er, einem Betrunkenen gleich, aus der Hinterpforte wieder hinaus wankte, und Frau und Kinder, bei ihren Namen rief. Aber keiner hörte, und keine Stimme antwortete ihm.

Bald umdrängten den suchenden Mann mit dem langen eisgrauen Bart, Weiber und Kinder, und fragten ihn um die Wette: Was er suche? Andre vor seinem eignen Hause nach seiner Frau oder seinen Kindern zu fragen, oder gar nach sich selbst, schien ihm so sonderbar, daß er, um die Fragenden los zu werden, die nächsten Namen nannte, die ihm einfielen. „Kurt Steffen!“ Die meisten schwiegen und sahen sich an, endlich sagte eine bejahrte Frau: Seit zwölf Jahren wohnt der unter der Sachsenburg, dahin werdet ihr heute nicht kommen. „Velten Meier!“ Gott habe ihn selig! antwortete ein altes Mütterchen an der Krücke, der liegt schon seit funfzehn Jahren in dem Hause, das er nimmer verläßt.

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/157&oldid=- (Version vom 1.8.2018)