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leisem Tritt, dem Fallgatter, und sah hinein in den Burghof, sah am Ende desselben das Thürmlein, das hinauf zum Rittersaal führte.

Auf der Mitte des Hofes stand eine Rug-Säule[1], mit ausgespreiteten Armen. Mit einemmal zeigte sich hier dem Knecht ein wunderseltsames Abentheuer. Drei große Hähne stiegen majestätisch herab von dem runden Dach des Burgverließes, und wandelten langsam über den Hof, dem geharnischten Schwerdtträger zu. Dann hoben sie sich zugleich im Fluge. Der größte Hahn, höher und stärker befiedert, als ein Adler, setzte sich auf den Kopf der Rolands-Säule, die anderen nahmen Platz auf seinen Ellenbogen. Und nun krähten sie, alle drei zugleich dreimal, daß der Hof und der nahe Wald wiederhallten. Alles still. Dann erscholl es, wie aus dumpfer Ferne:


  1. Rug- oder Ruge-land (Roland-) Säule, war das Zeichen der peinlichen Gerichtsbarkeit, und stellte einen mit einem großen Schwerdt bewaffneten Mann dar.
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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)