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Ritter befahl seinem Knecht, hineinzureiten in die Dampfwolke, und seine Handschuhe zu holen. Der Knecht bebte zurück. Da riß der Ritter zähneknirschend sein Schwerdt aus der Scheide, und stieß es dem Knecht in die Brust. – Noch jetzt siehst du, unfern des Grundloses, den Stein, wo der Herr seinen zögernden Knecht würgte, und, bei Sonnenfinsternissen, noch, hier und da, Tropfen des Bluts, das den Stein überspritzte.

Der Ritter weilte, bis die Sonne höher stieg, und nur noch eine dichte Dampfsäule die Mitte der Schreckensgegend verhüllte. Er sah nun vor sich einen See, der immer größer wurde, je mehr der Nebel sich in der Mitte zusammendrängte, und fand endlich am Ufer die Krippe, an der in der Nacht sein Streitroß stand, und in ihr – o Wunder! – die Handschuh, die seine Verlobte ihm gab.

In tiefem Nachdenken versunken stand der fremde Ritter aus Welschland, den stieren, starren Blick auf seine Handschuh gerichtet.

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)