Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/264

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bald aber weckt’ ihn aus seinem Hinstarren ein Zetergeschrei. Er blickt auf. Die Sonne hatte jetzt die Mitte des Himmels erreicht, und die ganze Dampfwolke niedergedruckt. – Da sieht er das Dach der immer tiefer einsinkenden Burg ganz mit Menschen bedeckt, die in der größten Herzensangst immer höher klommen, je näher ihnen das Wasser des immer steigenden Sees kam. An der Kleidung unterschied er etwa acht Ritter und zwölf Knappen.

Am lautesten schrie „Zeter und Wehe!“ über sich und über die Andern, ein dickes, ungestaltes Weib, mit feuerrothen Augen und Haaren. Um die Hände frei zu haben, hatte sie, in der Angst ihres Herzens, ein großes Schlüsselbund sich um den Hals geworfen. Denn, dieser Unholdin waren die Schlüssel anvertraut gewesen über die Keller, Gewölbe und die unterirdischen Gemächer der Raubburg, in welche sie die unglücklichen Schlachtopfer der Räuber herabgestürzt hatte.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)