Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hier folgende örtliche Volkssagen, größtentheils nur mit einigen Grundzügen angedeutet, stehen.

1) Die Sage vom Lügenstein. – Auf dem Domplatz in Halberstadt liegt ein runder Fels von ziemlich beträchtlichem Umfang, der einst wahrscheinlich ein heidnischer Opferaltar war, und in der Rücksicht ein wichtiges Denkmahl für den Alterthumsforscher ist. Vielleicht diente dieser auf die Höhe des Berges gebrachte und durch untergelegte Feldsteine erhöhte Fels auch, bei Volksversammlungen der alten Sachsen, die Männer, die von dem Volk deutlicher gesehen werden mußten, z. B. die zu erwählenden Anführer, ihm darzustellen. Darauf scheint der wahrscheinliche alte Name: „Legge-Stein,“ d. h. Schau-Stein[1], hinzu


  1. Der Sprachforscher wird hier an folgende verwandte Idiotismen denken: die Leggen, d. h. Schauplätze für den Leinwandhandel in Westphalen u. s. w. lugen, d. h. sehen, belugen, d. h. betrachten, Luke, d. h. eine Oefnung im Dach, durch welche man hinaussehen kann und Licht hineinfällt, Lucht statt Licht u. s. w.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)