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weidete. „Guten Tag, Melle! Dein buntes Lamm läßt dich grüßen;“ rief er ihm zu. Ueber diesen hönischen Zuruf ergrimmte der Schäfer, und griff nach seinem gekrümmten Hirtenstabe, um den endlich gefundenen Räuber zu strafen.

Plötzlich aber wandelte der Unbekannte seine Gestalt, und sprang ihm als Währwolf entgegen.

Erschreckt über den furchtbaren Feind verlor Melle die Fassung. Aber seine Hunde stürzten wütend auf den Wolf ein, der, nach langem Kampf, endlich die Flucht nahm. Durch Wälder und Thäler verfolgten sie ihn unablässig, bis sie ihn in der Gegend des Dorfs Eggenstädt aufhielten. Melle, der sich von dem ersten Schrecken erholt hat, folgte der Spur, und rief dem Währwolf, als er ihn von seinen Hunden umringt sah, mit furchtbarer Stimme zu: Nun sollst du sterben!

Da stand urplötzlich der Alte in Menschengestalt vor ihm, bat ihn, seiner zu schonen,

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)