Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/284

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frei, und zugleich an die Höle und den Räuber gekettet.

Als sie an dem Kloster Huyseburg vorbei ging, hoffte sie, ein Engel sollte ihr einen Priester entgegen führen, der sie, ohne daß sie ihm das Geheimniß vorher entdeckte, von ihrem Eide entbände. Aber, kein Priester erschien. Dämmerung und Schlaf deckte noch das Kloster und seine Bewohner. – Sie ging weiter, stand jetzt vor dem Walde, und sahe die Stadt noch im Nebel gehüllt vor sich liegen. Die Stille um sie her war ihr graunvoll; sie fühlte sich einsam und von der ganzen Welt verlassen. – Jetzt ging die Sonne auf, und die ganze schöne Landschaft lag frei vor ihr. Aber, ihre Brust war beklommen; es war ihr, als wenn die Morgenluft auf dem freien Berge, die sie sich so oft nur einmal einathmen zu können gewünscht hatte, ihr das Herz zerdrücken wollte. Die Angst beflügelte ihre Schritte; sie kam, ohne einem menschlichen Wesen zu begegnen, zur Stadt, fand die Häuser der

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)