Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/291

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Guter Rath kommt über Nacht,“ sagt das Sprüchwort. Und so hatte man sich auch endlich zu dem Entschluß vereinigt, den Räuber in seiner Höle auszusäufen, oder durch den Dampf des kochenden Wassers zu ersticken. Bald nach Anbruch des Tages sahe man Hunderte von Armen mit Beilen und Aexten bewafnet, um alle Bäume und das Gesträuch rings um die Höle her niederzuhauen; und in wenigen Stunden stand der ganze Abhang des Berges so kahl da, wie wir ihn noch jetzt sehen. Dann wurde von allen umliegenden Dörfern Wasser herzugetragen und herbeigefahren. Unterdeß hatten Maurer und Steinbrecher eine ziemlich beträchtliche Oefnung durch den Felsen, der die Höle von oben bedeckt, durchgearbeitet. Endlich brachte man auch vom Kloster Huyseburg eine große Braupfanne, um in ihr auf einem hoch auflodernden Feuer das Wasser zu kochen.

Nun wurde der eingeschloßne Räuber durch Ströme kochenden Wassers, die man unaufhörlich durch die Oefnung hineingoß, indem das in

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)