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Den folgenden Morgen ging Lise, wohl aufgeschürzt, in die Gegend, wo Conrad die Heerde durchtreiben mußte, um da zu krauten. – Kaum erblickte Conrad sie in der Ferne, so flog er zu ihr hin, begleitet von seinem Harm, setzte sich neben sie, und wiederholte ihr alles, was er ihr je gesagt hatte, um sie für seine Wünsche zu gewinnen. Lise aber antwortete ihm ganz kalt: sie habe das alles schon tausendmal gehört; wenn er ihr nichts neues von einem eignen Häuschen zu sagen habe, so wisse er schon längstens seinen Bescheid.

Traurig wollte Conrad weggehen; doch, ein halb freundlicher Blick von Lisen machte, daß er noch zuletzt fragte: warum sie denn eigentlich ihn so spröde abwiese? und was er für sie thun solle? – „Wundershalber wollen wir doch sehen, ob du etwas für mich thust“ sprach Lise: (der Lieblingswidder des Bischofs hatte sich zwischen sie und Conrad gedrängt, und fraß etwas Brod aus ihrer Hand.) „Wenn ich dich nun bäte, mir deinen Harm

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/301&oldid=- (Version vom 1.8.2018)