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hier zu geben, daß ich ihn verkaufen könnte?“

Conrad entfiel das Herz. Traurig erwiederte er: Alles in der Welt, nur das nicht! Wenn der Bischof nicht alle Abend meinen Harm futtern kann, so mag ich das Unglück nicht sehen. Nimm dir die besten zehn Schaafe aus der ganzen Heerde, nimm dir alle funfzig die mir gehören; nur den einzigen Widder laß mir! – „Seht ihr! sprach Lise, so seyd ihr Mannsbilder! Geh mir doch mit deinen funfzig Schaafen! So einen kleinen Gefallen willst du, als Bräutigam, mir nicht thun? Das würde mir ein schöner Ehemann werden, wenn die Flitterwochen erst vorbei sind. Geh doch zu deinem Bischof, und laß ihn den Widder füttern, und du küß ihm unterdeß die Pantoffeln!“

So stritten sie sich lange. Conrad weinte vor Unmuth. Lise gestand ihm endlich, daß sie den Widder für das kleine Häuschen verkauft habe, welches sie sich beide so oft gewünscht hätten, und daß sie ihn abliefern müßte, heute

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/302&oldid=- (Version vom 1.8.2018)