Seite:Otmar Volcks-Sagen.pdf/318

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Daß die Verschiedenheit der Körpergröße der beiden in demselben Lande wohnenden Völker, in den Sagen, mit solcher Uebertreibung ausgemahlt wird, erklären wir uns wohl am besten, theils aus der Jugendkraft der ungezügelten Phantasie eines sich emporarbeitenden Volks,[1] und theils als Versuche, die Aufthürmung mancher Felsenmassen zu erklären, welche zum Theil durch Kunst geordnet scheinen, und doch von fünf- bis sechsfüssigen Menschen nicht bewegt werden können. Zu manchen dichterischen Ausmahlungen gaben auch


  1. Man vergleiche z. B. folgende Stelle des Heldenbuchs:

    „Den Held begrif syn grimmer zorn,
    Do er also in banden hieng,
    Ein dampf im von dem munde gieng,
    Der verbrandt im syne bandt“ u. s. w.

    Und in demselben Buch, die Beschreibung des Wurms, der einen Löwen ins Maul und einen edeln Ritter unter seinen Schweif nimmt, und so mit ihnen über Berg und Thal rennt. – Auch in der, uns vom Livius erhaltenen, Volks-Sage vom Zweikampf des Manlius Torquatus mit einem Gallier, wird dieser zu einem Berg hohen Riesen, der den kleinen Römer zusammen zu drucken droht.

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/318&oldid=- (Version vom 1.8.2018)