Seite:Pahl Pater Simpertus 027.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eröffnen, auf welch’ tiefen Grad das Barometer der Hofgunst für ihn gefallen sey. Er gab ihnen leere Versprechungen. Er tröstete sie mit seinem guten Willen. Aber in seinem Innern rief die Stimme des Bewußtseyns laut und schröcklich, ich vermag nichts mehr, gar nichts mehr!

Bald trug die Fama, die bekanntlich auf den Flügeln[1] des Windes geht, die Kunde in der Stadt und in dem Lande umher, der Pater Simpert sey in Ungnad gefallen. Er hatte mir den Auftrag gegeben, im Stillen die Stimmung des Publikums zu sondieren. Ich schlich in alle Winkel, lauschte an allen Thüren, und griff Leuten vom ersten Range auf den Puls. Aber ich durfte dem unglücklichen Mann meine Bemerkungen nicht mittheilen, ohne sie erst, wie die Pillen, in eine Oblatte eingewikelt zu haben. Denn die Hofleute und der Pöbel sind dem Wetterhahne auf dem Dache gleich. Sie drehen sich nach dem Winde. Jene hatten den Gefallenen bisher beneidet, nun freuten sie sich seines Falls. Dieser aber bedurfte seiner nicht mehr; also war er ihm gleichgültig. Selbst Simpert’s Kreaturen lohnten ihn beynahe sammt und sonders mit Undank. Sie zogen sich scheu von ihm zurücke,


  1. Vorlage: Flügelu
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i.e. Heilbronn], 1799, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pahl_Pater_Simpertus_027.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)