Seite:Pahl Pater Simpertus 045.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

neuen Vorurtheil zu Markte, um es zu widerlegen, und dann auf seiner Siegesbühne zu triumphieren. Und diese Vorurtheile waren z. B. die Sätze: man könne nur in der katholischen Kirche selig werden, man dürfe in Glaubenssachen die Vernunft nicht gebrauchen, man sey gegen andere Glaubensgenossen nicht zu Liebeswerken verpflichtet, u. s. w. Im Anfange hatte mich Simpert zu seinem Spion in der Hofkapelle gemacht, und es entgieng meiner gespannten Aufmerksamkeit keine einzige Ketzerey, die der Abbe aussprach. Diese Maaßregel ward aber bald überflüssig. Denn der letztere[1] ließ, wie er vorgab, auf fürstlichen Befehl, nach dem Beyspiele mehrerer protestantischen Prädikanten jeden Samstag die Einwürfe seiner Predigten drucken, und in der Stadt und auf dem Lande weit und breit vertheilen. Das war ein künstliches Manoeuver, um die Wirkung seines Giftes in Extensione zu vermehren, und zugleich den übrigen Geistlichen des Fürstenthums Muster und Beyspiel eines aufgeklärten Vortrags in die Hände zu liefern. Die besagten Entwürfe wurden den letztern unentgeldlich mit der Post, wie die Zeitungen, zugeschickt.

  1. Vorlage: letzrere
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i.e. Heilbronn], 1799, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pahl_Pater_Simpertus_045.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)