Seite:Pahl Pater Simpertus 107.jpg

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es in seinen Cirkelbriefen, als das Buch aller Bücher empfahl, und versicherte, es enthalte eine vollkommenere Moral als die Bibel und als Pattuzzi theologia morum. Sogleich fand man es in den Händen der Damen und der Kavaliere. Die Professoren an dem Lyceum und die jungen Priester auf den Dörfern verwandelten es in Saft und Blut, und wurden so lüstern nach der ersten Quelle der Weisheit, daß sie nichts anders mehr studierten, als Kant und Reinhold. Die Logik wurde nach dem völlig Kantischen Compendium des Wirzburgischen Mutschelle, Maternus Reuß gelesen, und es verbreitete sich sogar das Gerücht, daß der Professor Zimmer von Dillingen als Lehrer der Philosophie angestellt werden sollte, der in einer kleinen lateinischen Schrift geradezu behauptete, alle Beweise für das Daseyn Gottes seyen Saifenblasen. Am Hofe und in den Hörsalen der Schule schwatzte man nun unaufhörlich von der Tafel der Kategorien, von den Analogien der Erfahrung, von den Postulaten des empirischen Denkens, von Phönomenen und Noumenen; die Dorfpriester predigten von den Formen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i.e. Heilbronn]: , 1799, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pahl_Pater_Simpertus_107.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)