Ingenieurs, Anno 1618. viel Bollwerck angefangen zu bauen. Und Anno 1621. mit Ravelinen / halb Monden / Contrascharpen, Faussebrayen, Batterien, etc. in ein defension Werck gebracht worden: Also daß sie jetzt vier Stadtthor zierlich erbauen / sehr schöne Real Bollwerck / mit 3. Batteryen versehen / und unter den Wällen sechs gewälbte Gäng / umb Volck und Geschütz / wann es die Noth erfordert / dardurch zu bringen; mit dicken Palisaden wol verwahret hat. Es lauffen dardurch zwey Bächlein / so die Meel- und Walckmühlen treiben / und ausserhalb der Rheinpforten in ein gegrabenen Fahrt / und also in den alten Rhein fliessen; dessen man sich zwar bey hohem Wasser des Rheins gebrauchen kan; aber / wann es nidrig Wasser ist / man sich der Schleissen behelffen muß. In obgedachtem 1621. Jahr haben sich die Inwohner allhie / wider den Spanischen General / Don Corduba, mit ihren etlich hundert eingenommenen Soldaten / (darunter ein Graf von Witgenstein /) sich sehr wol gehalten / biß ihnen nach 3. Wochen durch den von Manßfeld / Entsatz zukommen / obwolen 2118. Schüß / auß grossen Stücken / in / und auff die Stadt geschehen: Und 50. Feuerkugeln / von 60. 70. biß auff 80. Pfundt / hinein geworffen worden. Es seynd in der gantzen Belagerung / über 9. Bürger / und ohngefehr 100. Soldaten / nicht todt; aber auff der Spanischen Seiten / wie die Gefangene außgesagt / über die 2500. Mann geblieben. Aber Anno 1623. ist diese Stadt / weil sie sich keines Succurß mehr zu getrösten; und doch jederzeit berennt / auch nicht proviantirt war / nach dem sie solches zuvor dem König in Engeland angezeigt / durch einen Vertrag zwischen ihme / und der Infantin zu Brüssel / in Sequester / auff 18. Monat lang / (damit der Pfaltzgraf Friederich desto eher außgesöhnt werden möchte) genommen worden; dergestalt / daß unterdessen die Englisch- und Pfältzischen solten auß- und die Spanischen hinein ziehen; jedoch die Franckenthäler alle ihre Freyheit / und Gerechtigkeiten / so sie biß anhero von Chur-Pfaltz gehabt / auch die freye Religions Ubung / behalten. Hat also die Stadt Spanische Guarnison eingenommen / und ist in solchem Standt biß zu der Schweden Ankunfft / verblieben / welche diesen Orth / nach vorgehender Blocquirung / Anno 1632. den 3. 13. (Al. 26.) Nov. durch accord / eingenommen / und die Spanischen / so über 800. nicht starck / nach der Mosel convoirt haben; und ist hierauff die Stadt mit dem Landvolck / oder Außschuß / besetzt worden. Es schreibet der Welsche Graf Bisaccioni, daß Franckenthal / den 6. Decembris / Anno 1632. dem Pfaltzgrafen restituirt worden / als er allbereit den 29. Novembris N. C. zuvor zu Mäyntz gestorben war. Es ist aber dieses Franckenthal hernach wieder in Spanische Hände kommen / und in denselben / biß auffs Jahr 1652. geblieben / da solche Vestung / im April / selbigen Jahrs / dem Herrn Churfürst Carl Ludwigen / Pfaltzgrafen / etc. völlig abgetretten worden ist. Es seyn aber die Käyserisch- und Spanischen / vorhero allbereit im Jahr 1635. derselben / durch accord, im October / mächtig worden; welche wie sie darauff allhie mit den Inwohnern gehauset / und daß deß Grafen von Arondel / Königlich Engelländischen Gesanden an den Käyserlichen Hoff / intercession vor sie nichts verfangen wollen / in des Pfaltzgraf Carl Ludwigs Manifesto oder Außschreiben / am 86. Blat zu lesen. Es haben die Inwohner allhie / (deren von den Alten jetzt wenig mehr da seyn sollen) / vor der Zeit Teutsche / Frantzösische / und Niderländische Prediger / und absonderliche Kirchen gehabt / auch in der Kirchen-Ordnung sich nicht gar nach Chur-Pfaltz / sondern in etlichen Stücken / nach der Frantzösisch- und Niderländischen Manier gerichtet. Ihr erster Pfarrer ist Petrus Dattenus, der etwan auch Hoff-Prediger zu Heydelberg / gewesen. Als sich die Stadt je mehr und mehr anfangs mit Inwohnern gestärckt / und über die erste auch die Frantzosen und Wallonen allda einkommen / ist denselben das Chor der Kirchen / wie auch nach der hand den Teutschen die Kirche selbsten zur Frühepredigt vergönnet worden / biß endlichen ein Niderländischer Burger und Jubelirer deß Orts Hercules von der Vincken / durch Testamentliche Vermachnuß einer Summa Gelds zu Erbauung einer kleinen Kirchen auff dem Kirchhoff / Anlaß gegeben / daß durch milde Zulag Pfaltzgraf Friederichs deß V. und dessen Herrn Vormunds Hertzogs Johanns von
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_062.jpg&oldid=- (Version vom 27.9.2022)