Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 081.jpg

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wollen / man wol eine Stund damit zugebracht hat. Der gröste Theil an diesem Werck war allbereit verfertigt; aber die Music noch nicht. Hat ein grosse Grotten / und Weyher dabey; Item Fischbehalter / und kleinere Grotte, etc. Und so viel sagt gedachter Werckmeister / von seinem Herrn / und dem Werck. Wann man vom Schloß herab in die Stadt will / so gehet man bey der obgedachten Cantzley vorüber. Es gehet über den Neckar ein künstliche Brücke / deren auch P. Bertius, in Beschreibung dieser Stadt gedencket. Das Wahrzeichen ist gewesen / und vielleicht noch / ein alter Aff / von welchem diese Reimen gemacht worden:

Was thustu mich hie angaffen?
     Hastu nicht gesehen den alten Affen
Zu Heydelberg / sieh dich hin und her /
     Da findestu wol meines gleichen mehr.

Es ist besagter Neckar der Römer Waffen lang befreyet blieben. Der erste auß den Römischen Käysern war Probus, welcher / wie Vopiscus schreibet / nach dem Er die Alemanner / in Germania prima, überwunden / die vorige Gräntzen überschritten / und was von Teutschen übrig gewesen / über den Neckar / und die Elb / getrieben / und die neue Römische Gräntz biß dahin gesetzt / und was zwischen dem Rhein / und dem Neckar ist / als gemach zu einer Provintz gemacht; und an solchem Neckarfluß allerhand Vestungen auffgebauet / darein Er seine Besatzungen gelegt: Unter den letzteren Käysern ist hernach auch Gratianus gar über den Neckar kommen / und hat die Alemanner disseit Rheins / mit Schwerd / und Feuer verfolgt; zu welcher Zeit / da dieser Theil von Teutschland den Römern unterwürffig gewesen / auch ein Castell / und Römische Besatzung auff dem Berg zur Rechten an dem Neckar allhie / so man umb das mittere Alter Abrinsberg geheissen / jetzt aber den Heiligen Berg genennet / gewest zu seyn / vor gewiß gehalten wird. Besihe ein mehrers von dieser Stadt beym gemeldten Frehero d. part. 1. Orig. c. d. 9. et 10.

Es haben sich allhie viel Sachen zugetragen / deren allbereit oben etliche erzehlt worden / und davon in dem auch oben erwehnten eignen dieser Stadt kleinen Chronico, und bey der Beschreibung Hub. Thomae Leodii, von deß Churfürsten Friderici II. Lebenslauff / und daselbst auch von den Heydelbergischen Antiquiteten, ein mehrers zu finden. Wollen allhier nur etlicher gedencken. Es schreibet obangezogener Freherus part. 2. Origin. Palatin. fol. 102. daß Anno 1288. zu Zeiten Käysers Rudolphi, ein grosse Ergiessung deß Wassers entstanden / dergleichen von den Lebenden kein grössere nicht gesehen worden / und daß zu Heydelberg viel ertruncken / auch selbiges Jahr die Stadt verbronnen seye. In einer alten Chronic / so dieses ins 1278. Jahr referirt, stehet / daß selbiger Zeit / auff der obern Neckarbrucke / (dann damals 2. Brücken / die ander besser unten / zwischen Neuenheim / und der Bergheimer Mühlen gewesen) / als die Leuthe (ohne Zweiffel auff den besagten Heilige-Berg / dahin an den Ort / wo der Römer Vestung gestanden / König Clodovaeus, eine Kirch / soll erbaut haben / von welcher noch alt Gemäuer zu sehen) Walfahrten gegangen / mehr als 300. Menschen ersoffen seyen. Anno ein tausend vier hundert achtzig und eins / ist zu Heydelberg ein Thurnier gehalten worden. Anno ein tausend fünff hundert zwanzig und vier / haben allhie sechzehen Chur- und Fürsten / zum theil Geistlich / zum theil Weltliche / und darunter 10. Pfaltzgrafen / ein Christliche Verein / sich deß Gottslästern / und Zutrinckens zu enthalten / auffgericht. Im Heumonat deß Jahrs ein tausend sechs hundert zwanzig und zwey starb allhie der berühmte D. David Paraeus, gerad ein paar Monat zuvor / ehe die Stadt / von den Bäyerischen eingenommen worden ist. Der Italiäner Bisaccioni schreibet / daß Anno ein tausend sechs hundert dreyssig und zwey deß Schlosses allhie schönster Theil abgebronnen seye. Den 1. Julij / Neuen Calenders Anno 1622. ist General Graf von Tilly / mit seiner unterhabenden Armee / auff jenseit deß Neckars / von der Bergstrassen hergeruckt / und hat sein Quartier in dem nächsten Flecken Handsuschheim genommen / und hierauff die äusserste Schantz auff dem H. Berg eingenommen / und darauß viel Mußqueten Schüß auff die Wäll / und in die Stadt / aber ohne Würckung / gethan; daher er wollen bey Neuenheim / auf einem Bühel / über den Weingarten auß groben Stücken / die Stadt beschiessen / so auch dieselbe

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 081. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_081.jpg&oldid=- (Version vom 23.9.2022)