Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 099.jpg

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bauen nicht gäntzlich überein kompt / seine Zierd / und herrlich Ansehen hat; und deßwegen der Pfaltzgrafen angenehme / und ihnen wol anstehende Herberg / zum öfftern / gewesen; wie dann dieser Orth zum Jagen und Fischen gar bequem ist; und ist das Waßgöw / so ihrer viel das Westerreich nennen / von Lothringen eben allhie bey Lautern abgesondert / und abgeschnitten worden. Und weilen die alte Teutsche Käyser von Aach hieher offt gezogen / und sich allhie sonderlich zu gewissen Zeiten deß Jahrs / mit Jagen und Fischereyen / erlustiget / so ist daher dieser Bezirck in / und umb Lautern / bey den alten Scribenten sehr berühmbt. Und liset man / daß zu deß gedachten Käysers Friderici II. Zeiten allhie bey Lautern / im Schloß ein Betth gewesen / daß man alle Tag frisch gedeckt / weil es alle Morgen verworffen / und verworren gefunden worden; wiewol niemands darinn gelegen; so Spigelius lectum fictitium nennet. Anno 1028. den 5. Jener / ward der Frauen Infantin und Ertzhertzogin / Isabellen / etc. nach Brüssel / ab dem Käyserlichen Hoffe geschrieben / das Prämonstratenser Kloster allhie / dem Orden wieder einzuantworten; wie Carolus Carafa, in Germania sacra restaurata, und daselbsten im Appendice berichtet. Dann Lautern damaln in Spanischen Handen war. In dem Bauren-Krieg Anno 1525. haben sich die von Lautern beständig / und treu / gegen ihrem Landsfürsten / wider die Bauren / verhalten / so ihnen auch belohnt ward. Anno 1621. ist Ampt / und Stadt Lautern / von Marggraf Spinola eingenommen / und als sie sich selbst wolten erlösen / und die Besatzung hinauß schmeissen / seynd sie übermannt / und ihrer etliche an Leib / Leben / und Gut / gestrafft worden. Kam hernach in Schwedischen Gewalt; aber An. 1635. den 7. 17. Julij / haben die Käyserische diesen Ort mit Sturm erobert / und / neben dem darinn gelegenen gelben Regiment / alles ohne Unterscheid nidergehauen / und 3. Tag geplündert; wie in deß Latomi Historischen Herbst Relation dieses Jahrs / am 70. Blat / stehet. Anno ein tausend sechs hundert vierzig und vier / den 25. Christmonats / ist der Frantzösische General Herr Viconte von Touraine, zu Mäyntz angelangt / welcher hernach dem Herrn Pfaltzgrafen Philipsen Ludwig / der Heydelbergischen Lini / (siehe unten Simeren) im Nahmen der Kron-Franckreich / allhie zu Lautern / oder Käysers-Lautern / sein Land wieder eingeraumt / diese Stadt der Burgerschafft anbefohlen / das Schloß aber allhie besetzt hat; wie Georg Engelsüß im zweyten Theil deß Weymarischen Feldzugs / am zwey hundert und sechzehenden Blat / berichtet: Wie dann dieser Ort / nach hochgedachten Herrn Pfaltzgrafens Durchleucht / neben anderen Plätzen auff dem Hundsruck / gehörig ist. Siehe unten Wolffstein / und Wormbs.

Anno ein tausend sechs hundert fünffzig und fünff / war grosses Hagel-Wetter umb Käysers-Lautern / so auff drey Meil Wegs alle Früchte / sampt vielem Vieh / erschlagen.

Das Ampt dieser Stadt hat einen sondern Ruff von zweyen Stucken: Erstlich / daß ein stattliche Stutterey darinnen / von wilden Pferden / so in der Menge alda gefangen / und der Pfaltz / oder dem Landsfürsten / zum besten / gezämt / und aufferzogen werden. Darnach daß ein Glaßhütte mitten in dem Gewäld / nicht zwar von Venedischem / doch zum täglichen Gebrauch nutzlichem Glaß / so auch hin und wieder / verkaufft wird.

Es ligt in diesem Ampt / und ein Meil von Lautern / Otterburg / oder Oterberg / ein Kloster / Cistertzer Ordens / Mäyntzer Bistumbs / in welchem Anno ein tausend fünff hundert sechzig und eins / der letzte Abbt Wendel Meerbot gewesen / so das Kloster Chur Pfaltz übergeben / dergestalt / daß ihn daran nicht irren / hindern / oder fürtragen soll / einig Recht / Ordnung / Schatzung / Constitution, Canon, Capitul, Concilium, Decret, Concordaten, Freyheit / oder Genad / excummunication, Bann / etc. Nachmals ist diß Closter denen vertriebenen / oder selbst auß Franckreich / und Niederland / fliehenden Frantzosen / Wahlonen und Niederländern / alda zu wohnen / von Chur-Pfaltz untergeben / und eingeraumt worden / so es auch fein haben aufferbaut; daher es nachmals für ein Städtlein gesetzt / und gerechnet worden ist. Ligt sonsten an einem bergichten Orth / und gibt es da ein gute Pferdtzucht / von oben gedachten wilden Pferden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_099.jpg&oldid=- (Version vom 27.9.2022)