Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 236.jpg

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Bitsch Tochtermann / und seine Erben / auß der possession getrieben / auch nichts mehr zum Reich / weil Bitsch kein Reichs Lehen / davon contribuiren wollen. Es ligt aber Bitsch auff einem Berg / gegen Saarwerden zu / Münsterus sagt lib. 5. Cosmogr. cap. 146. fol. 850. in der letzten edition, daß die Stadt Medelsheim im Westerreich Zweybrückisch / und Bitschisch seye; davon wir sonsten / wie es der Zeit damit bewandt / nichts finden. Iohan. Guintherius Andernacus, de balneis et aquis medicatis, sagt am 93. Blat / daß in dem Flecken Niderborn / im Angang des Waldes / durch welchen man zum Städtlein und Schloß Bitsch reyset / ein Gesundbrunnen / oder Bade / seye / davon daselbsten zu lesen ist. Galeatius Gualdus part. 1. hist. lib. 8. p. 231. des ersten Trucks / schreibet / daß dieses Bitsch an den Gräntzen des Teutschlands / zwischen der Pfaltz und dem Elsaß liege; und sagt in dem 9. Buch / das Bitsch und Motha, sich A. 1634. an die Frantzosen / so sie belagert / ergeben haben. Ist hernach wieder Lothringisch worden / und haben An. 47. die Frantzösisch-Erlachischen Völcker darvor nichts außgerichtet.


Blamont, Blamontium, Blancmont.
Blanckenburg.

Diese Lothringische Stadt / und Schloß / ligt auff der Strassen von Straßburg gen Nancy, zwischen Kauffmanns Saarbrück / und Lüenstadt. Ist zwar nicht groß / aber lustig / und vor dem jetzigen Krieg schön erbaut gewesen / in welchem sie Anno 1636. im September / von den Weymarischen erobert / außgeplündert / und auß ihrer eygenen Guarnison Verursachung biß auff 6. oder 7. Häuser / und das Schloß / abgebrant worden ist; weßwegen der Commendant / weil er schuldig daran gewesen ist / auffgehenckt worden; wie in dem neuen Meterano stehet. In dem Burgundischen Krieg / den Ertzhertzog Sigismund von Oesterreich / und seine Bundsgenossen / wider Hertzog Carlen von Burgund geführt / ist dieser Ort auch belagert / und erobert worden. Das gedachte Schloß ist alt / weit / und ansehnlich / an welchem der neue / und schön erbaute Hertzogliche Pallast stestet / so nicht die geringste Zierde deß Städtleins zu seyn scheinet. Die Inwohner legen sich fast alle auff den Ackerbau. Tassinus beschreibet dieses Städtlein kurtz also: Blamont est une petite ville fort plaisante, bastie vers la partie Orientale de la Braine.


Chambery, Chamberiacum,
Camberinum.

Diese Hauptstadt / im Hertzogthumb Savoia / allda gleichwol der Hertzog nicht / sondern zu Turin im Piedmont, Hof hält. Es ist diese Stadt Chambery nicht groß / aber ziemlich / und fast auff Genffische Manier / gebauet. Der von Villamont schreibet in seinen Reysen / daß es allhie / wegen deß grossen Schnee / und der Regen / so da stäts fallen / nicht lustig zu wohnen seye; wie dann auch sonsten in Savoia es / wegen der höchsten Berge / viel Schnee gibt / daher / wann solcher abgehet / allda mit höchster Gefahr zu reysen / sonderlich wann die Isara, oder l’Isere, davon schnell und gewaltig anlauffen thut / welcher Fluß von den Alpibus Grajis kommt / ferners nach Grenoble laufft / und mit dem Rhodano, oder Rhosne, gleichsamb ein schöne / lustige / und fruchtbare Insul machet / die einen grossen Begriff in sich hat / und deren Ostseiten mit sehr hohen und rauhen Bergen umbgeben ist / und von Grenoble in der Länge auff vierzig tausend Schritt sich erstrecket. Sonsten aber ist die gantze Länge dieser der Allobrogum Insul / (von welcher Philippus Cluverius lib. 1. antiq. Ital. cap. 33. fol. 367. weitläufftiger zu lesen) von 70. Meylen / die Breite aber zwischen besagten Flüssen vierzig und fünff. Da herumb

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_236.jpg&oldid=- (Version vom 30.9.2022)