Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 252.jpg

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wiewol andere diesen Nahmen vor einen Teutschen halten / und für eine Metz / oder Dirne / außlegen; dieweil auch die Stadt selber in ihrem Wappen eine Jungfrau führet. Ortelius ist in seinem Itinerario p. 303. der Meynung / daß diese Stadt / wie gesagt / der Alten Divodurum Mediomatricorum, dessen Orts Cornelius Tacitus gedencket / seye / wie er dessen Ursachen beybringet. Es waren aber besagte Mediomatrici ein Gallisches Volck / so vor Zeiten / ehe sich die Tribocci, Nemetes, und Vangiones, teutsche Völcker / in einen Theil ihres Lands gesetzt / sehr mächtig gewest seyn. Theils geben für / als sich Metz an C. Iulium Caesarem nicht ergeben wollen / so habe er Marium Metium geschickt / der die Stadt belagert / erobert / außgebrant / zerschleifft / und alle Bürger darinn erbärmlich umbgebracht; nachmals aber / als ihme die Gelegenheit herumb wol gefallen / hab er / mit deß Caesaris Erlaubnuß / solche wieder erbaut / und nach seinem Namen Metim, oder Metiam, genant; dahin sich so dann von allen Orten Leuthe / auch die vor der Belagerung entwichene Bürger / wieder begeben; und hab er Metius 19. Jahr da regieret / und vor seinem Ende 13. auß den alten und vornehmsten Geschlechten daselbst erwählet / welchen er die Stadt / und Regierung anbefohlen; auch ihnen einen zugeben / der den Römischen Käyser / deme er die Stadt unterworffen / repraesentiren solte; welche Regimentsform auch biß auff die Zeit / da sie vom König in Franckreich eingenommen worden / blieben seye / welches man dann dahin gestellt seyn läst. Sie hat folgends lange Zeit zu Franckreich gehört / und ist deß Frantzösischen Austrasischen Königreichs Hauptstadt / und Königliche Residentz gewesen. Nach Käysers Caroli M. Zeiten ist sie an das Teutsche Reich kommen / bey deme sie biß auffs Jahr 1552. blieben / welchem sie dann / mit List / vom König Heinrichen dem Andern in Franckreich / eingenommen / und von solcher Cron dem Reich Teutscher Nation biß daher vorenthalten worden ist; und haben sie / die Frantzosen / alda ein vestes Castell / so man la Citadelle nennet / bauen lassen / die Stadt so sonsten an ihr selbst kein defension hat / desto mehr in Zwang zu halten / damit sie nicht wieder Teutsch werde / welche vorhin als eine mächtige Reichsstadt / monatlich zum Römerzug / auff 25. zu Roß und 150. zu Fuß / ist belegt gewesen. Hat sich aber folgends mit ihrer Unvermögenheit / und deß Königs in Franckr. Beschwerungen / entschuldigt. Es gehen gleichwol noch / als wir berichtet werden / von dannen die appellationes an das Käyseriliche Cammergericht gen Speyer / und gibt es daselbst noch einen starcken Handel / und finden sich auch noch etliche / sonderlich unter den Kauffleuthen / alda / so gut Teutsch reden; und ist das Land umb die Stadt / so heutigs Tags Le Pays Messin genant wird / an Geträid / Wein / Fleisch / Fisch / Saltz / Metallen / und Holtz / herrlich gut / schön / und eben. Sie / die Stadt selbsten ist sehr groß / und ligt nach der Länge; dardurch der Fluß Selna / Sella / und insgemein Seylle genant / rinnet / und ausserhalb derselben in die Mosel fällt. Welche Mosel die weite Ebne / darinn Metz ligt / nachdem sie sich in etliche Aerme außgetheilet / befeuchtiget / davon auch ein Theil an der Stadtmaur (die umb und umb / schlecht / und mit runden Thürnen umbgeben ist) her / und ein Theil gar durch die Stadt lauft / biß sie / wie gesagt / unten zur Sella, dem andern Fluß / so durch die Stadt rinnet / kommt / wo der Dom / oder die Hauptkirch ligt / da ist die Stadt etwas erhöet / darneben der Marckt ist / auf welchem man allerley verkaufft / und von solchem allenthalben gegen die Mauren ein wenig hinab steiget. Und ist besagte Haupt- oder Bischoffliche Kirch / zu S. Stephano genant / wol das fürnehmste Stuck / neben dem gemeltem Castell / so allhie zu sehen. Dann es ein herrlich / und welches selten zu finden / ein gantz vollkommen Werck / wie obernanter Ortelius meldet. Hat einen grossen Tauffstein von Porphyr / so mehr als 10. Schuch in der Länge. Auff dem Thurn dieser Kirchen kan man die Stadt und schöne Gegend herumb / übersehen. Sonsten ist von vielen Kirchen allda sonderlich zu beobachten das Closter S. Petri, da die Nonnen alle vom statlichen Geschlecht seynd / auch hüpsche Losament / und ein feine Kirch haben. Item die Kirch / und das Closter S. Arnoldi, und darin die Begräbnuß Käys. Ludw. deß. I. Es waren vor Zeiten ausser der Stadt / herrliche Kirchen / sonderlich die reiche Abbtey S. Arnoldi, welche aber / sampt den schönen Vorstädten / als Käyser Carl der Fünffte diese Stadt

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.10.2022)